Das wurde nach unzähligen Bootlegs aber auch Zeit: Ein offizielles Livealbum des Herrn Schinkengott himself. Und ja, obwohl die Soloergüsse spätestens seit dem fünften DANZIG-Album "Blackacidevil" teilweise arg zu Wünschen übrig ließen, haben Glenn und seine Mannen ein glückliches Händchen bewiesen und "Live From The Black Hand Side" mit einer amtlichen Best-Of-Auswahl der bisherigen Band-Laufbahn ausgestattet.
Vom ewigen Partyrocker "Mother" über "Long Way Back From Hell" bis "How The Gods Kill" gibt es einen Querschnitt durch die gesamte Schaffensphase, wenn auch mit "Devil´s Plaything" eins der - für mich persönlich - wichtigsten und besten Stücke der DANZIG-Ära fehlt.
Obwohl die Platte bei fünf Konzerten innerhalb von neun Jahren (!) stückweise aufgenommen wurde, verfügt sie keinesfalls über hochmoderne Soundqualitäten. Eher wurde die rauhe und ungeschliffene Liveatmosphäre eines DANZIG-Gigs ohne etwaige Overdubs oder ähnliche technische Verbesserungen aufs Band gebracht, was dem Ganzen durchaus einen Bootleg-Charakter verleiht.
Sicher wird das einigen Leuten nicht schmecken, aber: ist es wirklich besser, eine astreine Soundqualität von der x-ten Möchtegern-DANZIG-Kopie geliefert zu bekommen? Nein, denn in einer Zeit, wo Stücke fernab der Zwei-Riffs-und-nicht-weiter-Grenze eine Seltenheit geworden sind, ist Eigenständigkeit wichtiger denn je.
Natürlich passt ein glatt gebügelter Soundteppich besser auf die neue Kindergruftie-Compilation, aber da hat gute Musik ja eh nichts zu suchen. Man kann über Glenns Livequalitäten sagen, was man will: Die etlichen kleinen, nachahmenden und zudem noch auf androgyn machenden Pisser, die sich selbst "Gothic" oder gar "Punk" schimpfen, rammt der gute Mann auch heute noch in schlechter Verfassung linkshändig ungespitzt in den Boden.
Mr. Danzig hat nämlich genau das, was all diesen Möchtegern-Rockstars immer fehlen wird, und was auch nicht mit Geld zu kaufen ist: Charakter, Kultstatus und ein bewundernswertes Gespür für großartige, hymnenhafte Songs! Das ist auch mit einem Eimer Schminke, den dämlichsten Möchtegern-Macho-Sprüchelchen und einem riesigen Vakuum unter der tuppierten Fönwelle niemals zu erreichen!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #56 September/Oktober/November 2004 und Thorsten Wilms
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