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INVSN

Let The Night Love You

Schon im Mai 2019 wurde von Dennis Lyxzén und seiner Band „Let The Night Love You“ aufgenommen, in zwei Wochen in einem Studio in Göteborg. Nur zwei Jahre nach „The Beautiful Stories“, das ein düsteres Post-Punk-Album in Tradition der britischen Vorbilder aus den Achtzigern gewesen war. Alles im grünen Bereich, alles wie gehabt, ein schönes Album. Nun, gut abgehangen nach drei Jahren Wartezeit auf den passenden Releasetermin, ist der Nachfolger endlich raus. Und, wäre meine Kamera am MacBook mitgelaufen, als ich das Album das erste Mal hörte, ich könnte meinen Gesichtsausdruck jetzt analysieren: eine Mischung aus Überraschung, Erstaunen, Ungläubigkeit und Entsetzen. Das sollen INVSN sein? Die habe ich doch früher abgefeiert, auch live! Was soll das? Im Release-Info, das ich sonst höchst ungern zitiere, wird herumschwadroniert: „ein dämmerndes, funebres Album [...], getrieben von einem epischen Sinn für morbide Größe und apokalyptischen Größenwahn. Lieder für Städte in Trümmern, für zerbrechende Gesellschaften und Beziehungen. ‚INVSN bedient sich einer großen Bandbreite an Einflüssen‘, erklärt der Sänger. Auf dem Papier wäre Post-Punk natürlich tatsächlich der Begriff, der INVSN am nächsten kommt. Ikonen wie BAUHAUS, die SISTERS OF MERCY oder einige der manischsten Stücke von DEPECHE MODE kränzen sich um ein nächtliches Album, das beruhigend und verstörend zugleich ist und dazu auffordert, seine Komfortzone zu verlassen. ‚Bei dieser Platte geht es darum, die dunkle, schmerzhafte Seite zu umarmen, die eigenen Emotionen, Wünsche und Ängste anzuerkennen.‘“ Blablabla ... Leider ist das Album ein extrem lahmer Zock. Ja, wer die Pop-Rock-Band DEPECHE MODE abfeiert, die seit Mitte der Achtziger schon immer banaler geworden war, wer die Entwicklung der EDITORS nach den ersten drei Alben für beglückwünschenswert hält, wer den Elektropop der karnevalesken „Wave-Gotik“-Schwarzkutten, der nur noch einen entfernten Bezug zum kraftvollen, intensiven Wave und Goth der Achtziger hat, für eine tolle musikevolutionäre Entwicklung hält, könnte von „Let The Night Love You“ begeistert sein. Der Rest schiebt die LP ins Regal und hofft auf baldiges Vergessen. Ein Album, über das Musiker später in Interviews sagen: „Yeah, it was some kind of experiment, you know. We didn’t really know where we were going at that time. I kinda like it, but we don’t really play these songs live anymore and our new recordings go back to our earlier stuff.“