Noch so ein Tonträger, wie aus der Zeitkapsel. TWIN DIVE klingen wie eine Band aus dem Herzen der Neunziger. Wie ein verschollenes, nie veröffentlichtes Sub Pop-Album, das Jahrzehnte später in vergilbten Kartons auf dem Dachboden entdeckt wurde. Dissonant, dreckig und voller trauriger Melodien. So wie eben Bands aus Seattle wie ALICE IN CHAINS, SCREAMING TREES oder mein persönlicher Liebling TAD damals klangen. Ein Amalgam aus Fuzz, Noise, LoFi und Grunge. Zwölf wunderbare Songs voller Feedbacks und Delays. Dabei leben TWIN DIVE im Hier und Jetzt. Sie kommen auch nicht aus dem Nordwesten der USA, sondern aus dem beschaulichen Aarhus, der zweitgrößten Stadt Dänemarks in Jütland. Gegründet wurden sie von Gitarrist und Sänger Robert Jancevic und Schlagzeuger Ragnar Gudmundsson. „Lavish Material“ ist ihr Debütalbum und es klingt nicht nach Newcomer, sondern wie das ausgereifte Werk von Musikern, die wissen, was sie tun. Die dänischen Neo-Grunger zählen zu einer ganzen Reihe von Bands wie PABST, YUCK oder BIG DEAL, die die Nineties als goldenes Zeitalter der Gitarrenmusik auferstehen lassen wollen, ohne es selbst erlebt zu haben. Vier Singles haben die Dänen vorab schon veröffentlicht, jetzt kommt das Album in seiner vollen Pracht.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #164 Oktober/November 2022 und Wolfram Hanke