LAIBACH

Also sprach Zarathustra

Die 1980 im jugoslawischen Trbovlje gegründete Band LAIBACH mit ihrer unüberschaubaren Anzahl von Mitgliedern (der erste Sänger Tomaž Hostnik beging 1982 Selbstmord, und auch Gründungsmitglied Andrej Lupinc ist schon seit 1984 nicht mehr dabei), weshalb man wohl besser von einem Künstlerkollektiv spricht, ist eines der außergewöhnlichsten Phänomene der Popmusik der letzten knapp vierzig Jahre.

Dabei ist es schon verwunderlich genug, dass man die Slowenen inzwischen in einem Popmusik-Kontext verortet, aber wo soll man den selbstironischen Rock-Pop-Dance-Crossover ihres letzten Albums „Spectre“ von 2014 auch sonst einordnen? Dieser stilistische Wandel setzte bereits auf Platten in den Neunzigern ein, auf denen sich LAIBACH immer weiter von den martialischen Klängen ihrer Post-Industrial-Anfänge entfernten.

Dadurch geriet auch ein wenig die politische Dimension ihrer künstlerischen Arbeit in den Hintergrund, denn im von Tito regierten Jugoslawien führten das provokative Auftreten der Band und ihr Spiel mit ideologischer, politischer und religiöser Symbolik zu Auftrittsverboten.

Während LAIBACH in ihrer Heimat in den Achtzigern quasi Volksfeinde waren, wurden sie im Ausland wegen ihres Hangs zu Nazi-Devotionalien für Faschisten gehalten, ohne sich dabei näher mit dem konkreten Kontext dieser im Kunstbereich nicht unüblichen Provokationen zu beschäftigen.

Mit der Auflösung des jugoslawischen Staates, dem Zusammenbruch des Ostblocks, der deutschen Wiedervereinigung und der europäischen Integration sind LAIBACH zwar inzwischen wichtige Themenfelder weggebrochen, aber die Auswüchse des Kapitalismus und neu erwachte tumbe nationalistische Tendenzen liefern ihnen nach wie vor noch genügend Material.

Wobei sich LAIBACH auch auf dem Feld der Coverversionen extrem verdient gemacht haben und schreckliches Liedgut wie „Live is life“ von OPUS oder „The final countdown“ von EUROPE lustvoll durch den Fleischwolf drehten beziehungsweise mit den Platten „Let It Be“ (1988) und „Sympathy For The Devil“ (1990) BEATLES- und Stones-Fans brutal vor den Kopf stießen.

Nach den plakativen Techno-Sounds von „Spectre“ zeigen sich LAIBACH mit den düsteren, experimentellen Ambient-Drone-Kompositionen ihres neuen Albums „Also sprach Zarathustra“ von ihrer hochkulturellen Seite und kommen ganz ohne ihre gewohnten Over-the-top-Momente aus.

Die darauf enthaltene Musik wurde eigentlich für eine Theateradaption des gleichnamigen Schlüsselwerks des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche geschrieben, funktioniert aber auch als eigenständiges Album.

Zumal es darauf auch zahlreiche Bezüge zu den harschen Post-Industrial-Klängen der LAIBACH-Frühzeit gibt, womit ihnen ein wirklich beeindruckendes Spätwerk gelungen ist.