Der US-amerikanische Autor Ira Levin ist vor allem bekannt für seinen Okkult-Horror-Schocker „Rosemaries Baby“ von 1967, der bereits ein Jahr später von Roman Polanski gelungen verfilmt wurde. Auch Levins später entstandenen Werke wie „Die Frauen von Stepford“ (1972) oder „The Boys from Brazil“ (1976), in dem es KZ-Arzt Josef Mengele gelungen ist, Hitler zu klonen, wurden fürs Kino adaptiert. Sein Durchbruch als Autor gelang Levin aber schon mit seinem Erstlingswerk „Kuss vor dem Tode“ („A Kiss Before Dying“) von 1954, das zwei Jahre später von Gerd Oswald verfilmt wurde, von dem auch die interessante Adaption von Stefan Zweigs „Schachnovelle“ mit Curd Jürgens und Mario Adorf aus dem Jahr 1960 stammt. 1991 wurde Levins Roman von James Dearden erneut verfilmt, aber über dieses peinliche Remake hüllt man besser den Mantel des Schweigens, bei dem sich die Hauptdarsteller:innen Sean Young und Matt Dillon wahrlich nicht mit Ruhm bekleckerten. Im Gegensatz zu Dearden hält sich Oswald wesentlich stärker an die Romanvorlage, ohne allerdings deren Klasse zu erreichen, und lässt sich fast schon etwas zu viel Zeit, um die wahre Natur der von Robert Wagner verkörperten Hauptfigur zu offenbaren, einem intelligenten jungen und attraktiven Mann, dem jedes Mittel recht ist, um reich und mächtig zu werden, weshalb er versucht, die Tochter eines schwerreichen Kupferbarons zu ehelichen. Was wie eine kitschige Highschool-Seifenoper über eine ungewollte Schwangerschaft und zwei unglücklich Verliebte beginnt, entwickelt sich trotz der knalligen Fragen irgendwann zu einer sehr düsteren und elegant gefilmten Film noir-Geschichte. Faszinierend ist zudem dabei, wie sehr Wagners Figur zum Teil dem späteren völlig unmoralischen Serienkiller Ted Bundy gleicht. „Kuss vor dem Tode“ erschien jetzt das erste Mal auf Blu-ray (eine DVD gibt es auch) in exzellenter Qualität.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #167 April/Mai 2023 und Thomas Kerpen