KONSTANTIN WECKER

Sage Nein!

Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. „Mit Erschrecken musste ich feststellen, dass auch meine älteren Lieder gegen rechte Gewalt, Fremdenhass und Unmenschlichkeit so aktuell sind wie nie“, begründet Konstantin Wecker seinen Entschluss, eine Sammlung seiner antifaschistischen Lieder von 1978 bis heute zu veröffentlichen.

Der 71-jährige Münchner gilt als einer der großen deutschen Liedermacher, zusammen mit Hannes Wader und Reinhard Mey. Vor allem die Ballade über seinen von Rechtsradikalen erschlagenen Freund Willy, veröffentlicht auf dem Album „Genug ist nicht genug“ (1977), wurde extrem populär.

Es folgten 18 weitere Alben bis zum aktuellen Release „Poesie & Widerstand“. Vergessen sind seine Auftritte als Schauspieler in Sexfilmen der Siebziger und seine jahrelange Kokainsucht in den Neunzigern, die in einem Jahr und acht Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung gipfelte.

Schon immer bekannt ist Konstantin Wecker als politischer Aktivist. Als Pazifist, 68er und bekennender Anarcho. Schon immer hat er sich in seinen Liedern mit dem aktuellen Tagesgeschehen beschäftigt.

Momentan macht ihm der Rechtsruck in Deutschland große Sorgen, das Erstarken der AfD und die Hetze gegen Flüchtlinge. Deshalb hat er sich entschlossen, ein Zeichen zu setzen. „Sage Nein!“ ist eine CD mit 16 Liedern gegen Faschisten, Nationalisten und Rassisten, mit deutlichen Seitenhieben gegen Alexander Gauland, Horst Seehofer oder Turbo-Kapitalismus.

Seinem großen Hit „Willy“ hat er extra dafür einen aktualisierten Text verpasst. Mit „Das Leben will lebendig sein“ gibt es auch einen bisher unveröffentlichten Track, den Wecker nach den rechten Demos in Chemnitz geschrieben hat.

Dazu gibt es Wecker-Klassiker wie „Vaterland“, „Ich habe Angst“ oder „Sturmbannführer Meier“. Allesamt flammende Appelle für Freiheit, Demokratie und Toleranz. Und mit „Anna R. Chie“ eine Liebeserklärung an eine herrschaftsfreie Welt.

Unter den Bonustracks ist auch eine Neuaufnahme von „Bella ciao“, dem Song der italienischen Partisanen im Zweiten Weltkrieg. Teils Studioaufnahmen, teils Live-Mitschnitte von „Songs an einem Sommerabend“.

Teils solo am Klavier, teils mit dezenter Begleitung im Studio von Fany Kammerlander (Cello) und Jo Barnikel (Keyboards). Verkauft wird die CD zum reduzierten Preis von zehn Euro. „Mit diesem Projekt will ich kein Geld verdienen“, sagt Wecker.

„Ich will mit meinen Songs auch keine Faschisten bekehren. Es geht darum, Menschen Mut zu machen, die sich gegen Neonazis und Rechtspopulisten engagieren.“ Der komplette Erlös aus dem Verkauf der CD geht deshalb als Spende an a.i.d.a., die antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle in München.