RUINS-Schlagzeuger Tatsuya Yoshida ist auch maßgeblich an KOENJIHYAKKEI beteiligt, einem Quintet, das musikalisch nicht entfernt von Yoshidas Hauptband ist. Allerdings bewegt sich "Angherr Shisspa", ihre vierte Platte, musikalisch deutlicher in Bahnen von Freejazz und Progrock, unterstützt von einem überdrehten Operngesang.
Im direkten Vergleich mit den RUINS erscheinen KOENJIHYAKKEI fast etwas konventionell, allerdings im positiven Sinne, denn die bei den RUINS oftmals etwas verpuffenden Energien werden hier deutlich besser gebündelt und es entstehen individuellere Einzelsongs mit schönen, vielschichtigen Instrumentalpassagen und unerwarteten, cleveren Breaks.
Kein easy listening, sicher, aber eine Platte, die man noch so gerade der Kategorie Jazz zuordnen kann und die von einer symphonischen, theatralischen Atmosphäre geprägt, die auch an die Landsleute OOIOO oder die BOREDOMS erinnert.
Gewöhnungsbedürftig und anstrengend, aber Musik, deren Avantgarde-Anspruch nicht auf Kosten ihrer grundsätzlichen Hörbarkeit geht. Die Platte wäre sicherlich auch eine Bereicherung für Ipecac, ist aber innerhalb des schrägen Labelprogramms von Skin Graft auch nicht gerade ein Fremdkörper.
(08/10)
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