Von 1994 bis 2018 entstanden insgesamt fünf Platten dieses Projekts von Tatsuya Yoshida von RUINS, Vertreter des so genannten „Zeuhl Punk“, die außerhalb Japans bei Skin Graft erschienen, teilweise mit einigen Jahren Verspätung. Auch Platten von Yoshidas Band RUINS kamen zum Teil bei Skin Graft, einem Label, dessen Veröffentlichungen eine hohe Toleranzgrenze bezüglich extremer Klänge voraussetzen. Mit den RUINS bewegte sich Yoshida in einer Schnittmenge aus John Zorn, NOMEANSNO, FANTÔMAS und MR. BUNGLE und entfachte ein hektisches, kakophonischen Jazzcore-Inferno. Das gilt grundsätzlich auch für KOENJIHYAKKEI, bei denen noch opernhafte Progrock-Elemente hinzukamen, erstaunlich ist, wie sehr die Band dabei zum Teil wie eine wilde avantgardistischere Version von NOMEANSNO klingt. Das ist künstlerisch auf jeden Fall beeindruckend und streckenweise auch wirklich mitreißend, gerade in rhythmischer Hinsicht, nur lässt Yoshida seinem Publikum dabei kaum Luft zum Durchatmen, so als ob man einen Marathon in dreifacher Geschwindigkeit laufen würde. Man muss schon sehr entspannt sein, um sich Bands wie RUINS und KOENJIHYAKKEI auszusetzen beziehungsweise sie wirklich genießen zu können, ähnlich wie es auch bei ihren Landsleuten OOIOO oder BOREDOMS der Fall ist. „Nivraym“ ist das dritte Album von KOENJIHYAKKEI und erschien ursprünglich 2001 bei Yoshidas eigenem Label Magaibutsu, 2009 folgte dann die Skin Graft-Veröffentlichung. Die Neuauflage (zum ersten Mal gibt es auch Vinyl) ist „remixed, remastered and resequenced“ und wurde um Live-Versionen von drei Albumtracks ergänzt, wo man allerdings aufgrund des entfachten Soundgewitters kaum etwas von einer speziellen Live-Atmosphäre mitbekommt. Musikalischer Extremsport besonderer Güte aus dem Land der aufgehenden Sonne. Beim zweiten Hören tut es schon nicht mehr ganz so weh.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #63 Dezember 2005/Januar 2006 und Thomas Kerpen
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