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KNOCKED LOOSE

You Won’t Go Before You’re Supposed To

Ratlosigkeit macht sich breit. Während sich andere US-Vertreter des modernen Hardcore wie CODE ORANGE oder TURNSTILE mittlerweile in andere Genreregionen vorwagen, machen KNOCKED LOOSE auf Album Nummer drei alles wie immer? Mitnichten. Der Fünfer aus Kentucky lotet ein weiteres Mal die Grenzen moderner Härte aus, überschreitet sie mit Genuss – um im selben Moment aber auch die zugänglichsten Tracks der bisherigen Karriere rauszuhauen. Diese Band ist ein Phänomen. Das hier sind vermutlich mit die aggressivsten und gemeingefährlichsten 27 Minuten des Jahres. KNOCKED LOOSE schaffen es, die kathartische Wirkung ihrer Moshpits in ein klanglich fantastisches Soundkorsett zu packen und zugleich textlich abermals einen Deep Dive in zahlreiche Themen rund um Mental Health, Religionskritik, persönlichen Struggle und vieles mehr zu anzustellen. Die zehn Songs machen absolut keine Gefangenen und spielen im Gewand aus Death Metal und Metallic Hardcore mittlerweile in einer eigenen Liga. Dabei sind Songs wie „Suffocate“ mit Klangkünstlerin POPPY gewagte, aber stets nachvollziehbare Experimente und mit „Slaughterhouse 2“ schließt sich nun der Kreis mit Chris von MOTIONLESS IN WHITE. Der Band gelingt der Spagat aus Weiterentwicklung bei konstanter Härte nahezu mühelos. Große Worte? Tja, das hier ist allerdings auch großes Kino. Nach neun Songs packen KNOCKED LOOSE schließlich zum Ende hin noch die ganz große Nummer aus: in „Sit and mourn“ verschmelzen sie Spoken-Word-artige Dark-Ambient-Passagen, Black-Metal-Riffing und die einnehmende Stimme von Brian Garris (bitte keine Diskussionen mehr darüber) zu einem ihrer bisher besten Songs. Ratlosigkeit, im besten Sinne. Chapeau, den Szenethron erfolgreich verteidigt!