Foto

VOLLE PULLE INS VERDERBEN

Klaus Maeck

Frage an mich selbst: Warum haben wir den noch nie fürs Ox interviewt? Versuch einer Antwort: Weil Klaus Maeck als früher Punk-Zeitzeuge sich anders als andere nie in den Vordergrund gedrängt hat, siehe die diversen Dokumentarfilme, wo gefühlt immer dieselben Gesichter ihr Narrativ verbreiten. Maeck ist am 28. Juli 2024 70 geworden, und, das entnimmt man den einleitenden Worten seines Buches, geschrieben 2022 in Mexiko, ist sich seiner Vergänglichkeit bewusst geworden. Also: Aufschreiben, solange man noch kann. Und was für eine coole, lockere, direkte Sprache er hat! Er mag zwar als Filmproduzent in den letzten Jahrzehnten eher ein Mann der Bilder gewesen sein (und malt auch selbst, wie man diversen farbigen Abbildungen entnehmen kann), war einst als Quasi-Fanzinemacher aber schon immer auch ein Mann der Worte, war musikjournalistisch tätig in den 1980ern, was hier durch ein frühes Interview mit EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN dokumentiert wird. Klaus Maeck war einer der Macher der Hamburger Punk-Plattenladeninstitution Rip Off, mischte in der Berliner Szene mit, war am Entstehen des legendären Films „Decoder“ beteiligt und bewies zusammen mit Mark Chung von EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN 1984 die Weitsicht, sich mit dem Musikverlag Freibank zu einer Zeit ins Geschäft mit Musikrechten zu stürzen, als Musiker, gerade aus der Punkszene, für so was überhaupt kein Verständnis hatten und so mancher von damals das bis heute büßt. „Volle Pulle ins Verderben“ liefert spannende, stark biografisch geprägte Hintergründe zum auch intellektuellen Input eines Teils der deutschen Punkszene (Stichwort: Ginsberg, Burroughs), die – vielleicht weil kein Großverlagslektorat in die Suppe spuckte – sehr lebendig aufgeschrieben wurden.