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MOTHICA

Kissing Death

Weiß man um den steinigen Lebensweg von McKenzie Ashton Ellis, fühlt es sich gut an, dass ihre dritte Platte als „düstere Liebeskomödie“ mit dem Sensenmann in der Hauptrolle konzipiert ist und sie sich inzwischen lockermachen kann. Diese Wertung kommt auch deshalb zustande, weil auf der Platte stets auch ein Augenzwinkern mitschwingt und es MOTHICA gut zu gehen scheint. Häusliche Gewalt und Missbrauch, Depressionen, Selbstverletzungen und Suchterkrankungen sind harter Tobak. Der negative Höhepunkt, ein Selbstmordversuch vor einigen Jahren, ist nicht vergessen, zumal die Künstlerin ihr Schicksal und ihre Gefühlslage in etlichen Songs besungen hat und weiterhin besingt. Auf ihrem dritten Album wirkt die heute in Los Angeles lebende Singer/Songwriterin mental gefestigt. Der düster-elektronische Alternative Pop wird auf „Kissing Death“ stärker als bisher mit Synthies entwickelt, was für einen gewissen Achtziger-Jahre-Touch sorgt. Nostalgisch klingt der Nachfolger von „Nocturnal“ nicht, wohl aber weiterhin mystisch und latent morbid – dem positiven Gesamteindruck zum Trotz. MOTHICA präsentiert zwölf Tracks, die allesamt auch visuell mit Clips umgesetzt werden und musikalisch wie bildhaft ein zusammenhängende Geschichte erzählen: die besagte „düstere Liebeskomödie“. Mit „Vices“ hat die Sängerin vor Jahren schon einen viralen Hit gelandet. Etliche Stücke von „Kissing Death“ besitzen das Potenzial zum Ohrwurm – insbesondere „Another high“, „The reaper“, „Toxins“ und „Afterlife“. Doch wer kann schon sagen, was wann und warum viral geht!? MOTHICA selbst spricht von Pop-Katharsis. Und exakt das ist ihr Album auch, das sich einem so unbequemen und gerne verdrängten Thema wie dem Tod widmet. Die 29-jährige Künstlerin hält ihrer DIY-Ethik die Treue, hat selbst produziert und überzeugt mit ihrem bisher besten Album. Schaurig-schön trifft den Eindruck wohl am besten.