Ohne Neil Rosario, dessen Geistes Kind NATIONAL TRUST sind, zu nahe treten zu wollen, aber alles an dieser Platte - bereits die zweite unter diesem Namen - ist schrecklich schwul, und zwar schwul im Sinne der PET SHOP BOYS.
Das beginnt beim Coverartwork und setzt sich in der Musik fort, ein irgendwie in den 80ern verwurzelter, grellbunter Disco-Elektro-Funk inklusive dieser schmierigen Porno-R&B-Souligkeit (also R&B der Sorte, den heute Xtina und andere Abartigkeiten der Popwelt auf die Menschheit loslassen), der einem wirklich das Grauen lehren kann.
Wer solche Musik hasst, wird auch NATIONAL TRUST von ganzem Herzen verabscheuen, auch wenn ihnen durch den Umstand, dass Rosario auch schon bei DOLEMITE und RED RED MEAT mitgespielt hat, und die Labelheimat Thrill Jockey heißt, noch ein gewisser Indierock-Stallgeruch anhängt, der sich in der Musik selbst aber nur äußerst selten zeigt.
Wo jemand wie Bobby Conn ähnliche Zitate durchaus gekonnt beziehungsweise ironisch in einen Glamrock-Kontext einbaut, ist bei NATIONAL TRUST nie so ganz klar, wie ernst man das Ganze wirklich nehmen darf.
Bei aller Abneigung gegen diese Art Musik ist "Kings And Queens" aber eine handwerklich ganz ausgezeichnete Platte, deren trockene Grooves nicht völlig unsympathisch klingen, vor allem immer dann, wenn sie an die Funkyness der TALKING HEADS erinnern.
Allerdings kann einem der überzogene Falsett-Gesang irgendwann auch schwer auf die Nerven gehen, je nach Tageslaune. Seltsame Platte, irgendwo zwischen brillantem Meisterwerk und aalglatter Scheiße, wobei ich bei Steve Fisks unterbewerteter Band PIGEONHED immer noch leichter den Zugang zu solchen Sounds gefunden habe, die in vergleichbarer Form Sly Stone, Al Green oder Prince zitierten.
(07/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #64 Februar/März 2006 und Thomas Kerpen