Foto

KILLING JOKE

Pandemonium

Begeistert war ich seinerzeit nicht, wie sich KILLING JOKE nach „Brighter Than A Thousand Suns“ (1986) weiterentwickelt hatten. Der düstere Post-Punk war einem immer hardrockigeren Sound gewichen, was mir auch bei anderen bislang geschätzten Bands wie FIELDS OF THE NEPHILIM oder SISTERS OF MERCY nicht gefiel. Nach dem 1990er-Album „Extremities, Dirt And Various Repressed Emotions“, für das Bassist Paul Raven zur Band zurückkehrte, trennte sich das Line-up 1991 erneut und Frontmann Coleman emigrierte nach Neuseeland. Erst 1994 lassen Coleman und Glover, die in der Zwischenzeit an vielfältigen musikalischen Projekten arbeiteten, KILLING JOKE wieder aufleben. Das Album „Pandemonium“ entsteht, Youth ist wieder dabei, am Schlagzeug Tom Larkin von SHIHAD aus Neuseeland, und Youth veröffentlicht „Pandemonium“ auf seinem Label Butterfly Records. Ich muss gestehen, ich hatte das jetzt auf blauem Doppelvinyl neu aufgelegte Album damals mit Missachtung gestraft, mir war der Sound zu technisch, er wirkte zu nu-metallisch auf mich, doch wie es so ist, mit viel Abstand sieht vieles anders aus, auch dieses Album. Coleman hatte damals eine „arabische Phase“, hier und da tauchen arabisch anmutende Melodien auf, befreundete ägyptische Musiker hatten Gastauftritte. Dank exzellenter Produktion wirkt die Neuauflage erstaunlich gegenwärtig, ist näher dran am heutigen KJ-Sound, obwohl 25 Jahre vergangen sind, wirkt der Abstand zu den Alben von Mitte der Achtziger riesig. Deshalb also lohnt der Rerelease nicht nur für jene, die damals nur die CD kauften, sondern auch für „Neuentdecker“ wie mich.