Zugegeben, mit Devin Townsends bisherigem Lebenswerk hat mich bisher nicht viel verbunden, seien es die mittlerweile aufgelösten STRAPPING YOUNG LAD, oder seine Zusammenarbeit mit Steve Vai und FRONT LINE ASSEMBLY.
Metal überlasse ich in der Regel gerne anderen Leuten. allerdings ist „Ki" auch nicht unbedingt das, was man sich gemeinhin unter einer typischen Metalplatte vorstellt. Das war eigentlich auch schon bei Townsends 2007er-Werk „Ziltoid The Omniscient" der Fall, eine Rockoper über einen Außerirdischen, die mehr mit Zappa, SAGA und PINK FLOYD zu tun hatte als mit massentauglichem Headbanger-Stumpfsinn.
Insofern durchaus passend, dass man Townsend inzwischen der Schublade „Progressive Metal" zuordnet, was auch immer das genau heißen mag. „Ki" wird jedenfalls dominiert von sehr sphärischen, fließenden Gitarrensounds, man könnte fast Ambient dazu sagen, die nur zeitwillig von aggressiveren metallischeren Klängen unterbrochen werden, eher ein doppelbödiges Spiel mit den Stereotypen des Genres als das Bedienen der Erwartungen einer bestimmten Metal-Klientel.
Wo gerade jüngere Bands Brüllen als einziges Ausdrucksmittel zur Kanalisierung von Emotionen ansehen, schlägt Townsend ein eher leises Grollen an - wenn überhaupt -, und wirkt damit um einiges bedrohliches und eindringlicher, zumal „Ki" quasi auch noch einen therapeutischen Charakter besitzt, als Ausdruck des Kampfes des Kanadiers mit der eigenen Drogensucht, kein wirklich schönes Thema.
Dennoch ist der sehr entspannte Gesamteindruck von „Ki" äußerst überraschend und wird Fans von Townsends extremeren Frühwerk wahrscheinlich reichlich verwirrt zurücklassen. Ein vielschichtiges episches Rockalbum, das in dem Bemühen bestimmte Kategorisierungen zu vermeiden, auch immer etwas Gefahr läuft, ins Leere zu laufen, aber letztendlich durch Townsends langjährige Erfahrung und seine Virtuosität gekonnt zusammengehalten wird.
© by Fuze - Ausgabe #102 Oktober/November 2023 und Rodney Fuchs
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #84 Juni/Juli 2009 und Thomas Kerpen