Würde man sich an Stereotypen orientieren, stünden KAVRILA aufgrund ihrer Hamburger Herkunft für hanseatisch kühle Zurückhaltung – doch das Gegenteil ist richtig. Mit rotziger Laszivität wüten sie in einem brachialen Geballer aus Doom, Punk und Hardcore durch ein Album, das in einer mehrtägigen Aufnahmesession live eingespielt wurde, was dessen ohnehin schon dreckigen Charakter den letzten Feinschliff verpasst. GALLOWS (zu Frank Carters Zeiten) werden von Sänger Alex Bujack nicht grundlos als persönliche Inspiration genannt und bilden eine passende Referenz für diese Vibes. Erstaunlich ist dabei, dass trotz aller Berserker-Attitüde zwischen den Zeilen immer wieder eine sensible Zerbrechlichkeit zutage tritt. „Mor“ ist zu einem maßgeblichen Teil auch die künstlerische Verarbeitung eines Todesfalls im nahen Bandumfeld. Inwiefern das direkte Auswirkungen auf die Umsetzung der Stücke hatte, kann nur die Band selbst beantworten. Allerdings lässt der letzte Titel „Retribution“ mit seinem sanft ausklingenden Outro so etwas wie Hoffnung und Akzeptanz als letzten Eindruck nach einem emotionalem Zwiegespräch mit sich selbst zurück.
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