Mal wieder eine neue Platte vom ewigen Indierock-Girlie Juliana Hatfield, wobei ihr 2004er Werk "In Exile Deo" irgendwie an mir vorbeigegangen war. Was direkt auffällt: "Made In China" ist kantiger und aggressiver, als man es normalerweise von Frau Hatfield gewöhnt ist, die man doch eher mit süßlichem College-Rock in Verbindung bringt.
Nicht dass es hier nicht auch zuckrige Melodien geben würde, aber die Gitarrenbasis hat mehr Biss als sonst, was ja bei ihrem früheren Projekt JULIANA'S PONY eher in die Hose ging. "Made In China" ist also quasi das Beste beider Welten, wobei ich mir gerade noch nicht ganz sicher bin, ob das wirklich so hinhaut, denn irgendwie zünden die Songs nicht so recht, bei aller Aufrichtigkeit, die Hatfields Songwriting generell auszeichnen mag.
Wenn man auf ihre Website geht, findet man da einen offenen "Brief", wo sie mit dem Musikbusiness an sich hadert bzw. der Vermarktung weiblicher Künstler, und "Made In China" soll in gewisser Weise ein Statement für Unangepasstheit sein und gegen eine oberflächliche Form von Vermarktung.
Und in dieser Hinsicht ist "Made In China" sicher erfolgreich, denn die Platte ist tatsächlich ein ziemlich chaotisches Durcheinander, das manchmal mehr an eine Jam-Session als eine wirklich durchdachte Platte erinnert.
Hier steht allerdings eine gutgemeinte Absicht im Widerspruch zu oftmals recht uninspiriertem Songmaterial, so sympathisch man Hatfields eigentliche Absicht auch finden mag. Keine schlechte Platte, aber eine, bei der das Wollen etwas hinter dem tatsächlichen Können zurücksteht, und womit sie bestimmt nicht jedermanns Geschmack treffen wird, aber das war ja wohl auch Zweck dieser Übung.
(05/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #40 September/Oktober/November 2000 und Thomas Kerpen
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