EINFACH ANDERS!

Jugendliche Subkulturen im Ruhrgebiet

Bis zum 7.9. fand im Museum Zeache Hannover in Bochum die Ausstellung „Einfach anders! Jugendliche Subkulturen im Ruhrgebiet“ statt, und wer die verpasst hat, mus sich zumindest nicht zu sehr darüber ärgern, enthält der umfangreiche Katalog doch neben Abbildungen diverser Exponate wie Punkerjacken, Stromgitarren und Fanzines auch umfangreiche Texte, die man eigentlich besser zuhause liest als auf den Stellwänden eines Museums.

Bei Jugend-, Gegen- und Protestkultur denkt man automatisch an große Städte wie Berlin und Hamburg, doch diese wurden zum einen schon ausgiebig dokumentiert, wohingegen der riesige Ballungsraum von Duisburg bis Dortmund bislang ein weißer Fleck auf der Karte war, obwohl hier doch seit Beginn des 20.

Jahrhunderts, hier mit der Wandervogel-Bewegung dokumentiert, eine Gegenkultur entwickelte. Die Swing-Kids der Zwanziger waren die Proto-Punks, Jazz war rebellisch. In den Fünfzigern hielt der Rock’n’Roll Einzug und war den Spießern ein Graus, 1968 wurden die „Internationalen Essener Songtage“ zum Magnet aller Linken und Hippies, und dann kamen Punk, Metal, Wave, Hausbesetzungen, Techno – im Pott war immer was los.

Lobenswert, dass Kurator Dietmar Osses und sein Team für Ausstellung und Katalog alles Relevante zu diesem Thema zusammengetragen, es in einen Kontext gesetzt haben, denn grau war das Ruhrgebiet zwar bis in die frühen Neunzigern hinein sehr wohl, als subkulturelle Zentren galten eher oben erwähnte Städte oder das nahe Düsseldorf, doch Bochum, Essen oder Dortmund waren viel bunter und rebellischer, als man das gemeinhin vermutet.

Und ja, auch die hässlichen Seiten werden nicht ausgeklammert: was die Nazis an der Ruhr so treiben und trieben wird auch beschrieben.