Eines meiner echten Schnäppchen in einer langen Karriere als Plattenkäufer machte ich Mitte der Achtziger, als in einer Ramschkiste für 99 Pfennig ein Album von JOHNNY MOPED stand. Kannte ich nicht, sah aber interessant aus, und zu Hause stellte ich fest, dass da Punk drauf ist.
Oder so was ähnliches. Es hat mich ziemlich verwirrt, und erst Jahre später erkannte ich die Genialität des da gebotenen Sounds. Ein gewisser Captain Sensible, der damals noch Ray Burns hieß, war ein früher Wegbegleiter des Mannes, dessen Künstlername zum Bandnamen wurde und der angeblich Johnny Harley heißen wollte, aber dann doch nur ein Moped wurde.
Billy Childish, ein Geistesverwandter dieses Trash-Genies, sagte einst „Johnny Moped had all three ingredients necessary for maximum rock’n’roll: amateurism, mayhem and humour.“ „Wee wee“ und „3-D time“ waren seinerzeit meine Favoriten, das Ganze ist seltsam fuzziger Space-Punk-Rüpel-Rock mit anzüglichen Texte und Publikumsbeschimpfungen, so was von zwischen allen Stühlen, und je nach Prädisposition hält man Mopeds Werk wohl entweder für genial oder für unhörbar.
Die Band steht stellvertretend für die Übergangsphase von Pub- hin zu Punkrock im England der Mittsiebziger, und eigentlich waren JOHNNY MOPED schon ziemlich spät dran, als „Cycledelic“ 1978 endlich europaweit auf Chiswick veröffentlicht wurde.
Nachdem das Album in den Neunziger mangels offiziellen Rereleases mal als Vinylbootleg zu haben war, kam 2007 ein offizieller CD-Rerelease und 2015 dann eine erste offizielle Vinyl-Neuauflage via Beat Generation/Munster.
Nun ist „Cycledelic“ erneut von Damaged Goods neu aufgelegt worden, dem Label, auf dem kürzlich das neue JOHNNY MOPED-Album erschien. Kommt in limettengelbem Transparentvinyl im originalen Klappcover, auf dessen Innenseite man den komplizierten Stammbaum der Band nachverfolgen kann.
Alles in allem ein absolutes Überalbum des UK-Punk.
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