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DIE F*CK-IT-LISTE

John Niven

Nivens neuester Roman könnte der mit der kürzesten Halbwertszeit überhaupt sein. Am 12.10. erscheint das Buch des Schotten, der 2008 mit der Musikbusiness-Abrechnung „Kill Your Friends“ für Furore sorgte und seitdem im Zweijahresrhythmus unterhaltsam nachlegt, dabei immer wieder seiner Faszination für die US-Gesellschaft freien Lauf lässt. Am 3. November finden die US-Präsidentschaftswahlen statt. Und mit „The F*ck-it List“, das im englischen Original schon vor Monaten erschien, hat Niven etwas gewagt, das sein neuestes Buch nach dem 3.11.2020 entweder als überholt dastehen lassen wird (Wahlsieg von Biden), weil zu nah dran an realen Ereignissen. Oder es ist so nah dran an der Realität, dass man dazu eigentlich keinen Roman zu lesen braucht. Denn Nivens Buch spielt nach dem Jahr 2025 in einem Amerika, in dem Trump nach seiner Wiederwahl 2020 nach einer halben Amtszeit aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten war, Ivanka den Job übernommen hat und ihrerseits wiedergewählt wurde ... Krude Phantasie? Niven hat gut recherchiert, in den letzten Monaten tauchten immer wieder solche Spekulationen auf – und je nachdem, wie es kommt, ist Nivens aktuelle Geschichte schon halb grausame Realität, oder überholt. Der eigentliche Plot ist ziemlich quick and dirty und wirkt schnell runtergeschrieben, mit einer Referenz an Hubert Selbys „Der Dämon“. Frank Brill, einst Journalist, hat Krebs im Endstadium. Und eine Liste. „Fuck it“, „Scheiß drauf“, sagt er sich und wird zum Rächer in eigener Sache: Wenn er dran glauben muss, sollen es auch all jene tun, die sein Leben – inklusive Tod seiner Ehefrauen und Kinder – so ruiniert haben. Also zieht er als Killer durchs Land, mit Mar-a-Lago als letztem Ziel ...