SLAUGHTER HOUSE PRAYER

John King

Es gibt nichts schlimmeres als vegane Romane und Spielfilme. Geschrieben und gedreht von wohlmeinenden Veganer*innen, die so emotionalisiert sind, dass sie ihre Botschaft unter die Leute bringen wollen und weder sie selbst noch ihre gleichgesinnte Umgebung merken, dass die alte Regel „Gut gemeint bedeutet nicht gut gemacht“ gerade hier große Bedeutung erfährt, denn: Motivation darf niemals Talent ersetzen.

Und genau aus diesem Grund ist dieser Roman von John King so eine Wohltat. King, Jahrgang 1960, hat wie viele Briten dieser Altersklasse, eine Punk-Vergangenheit (und Gegenwart), er hat Punk und Gegenkulturen generell in seinen bislang neun Romanen, von denen der erste, „Football Factory“ (1996) auch der erfolgreichste war, immer thematisiert.

Er ist Mitinhaber von London Books, wo 2018 sein jüngster Roman erschien, „Slaughter House Prayer“. In diesem lässt er einen Michael Tanner seine Lebensgeschichte reflektieren, etwa wie er als Kind vom vegetarisch lebenden Großvater die Augen in Bezug auf das Fleisch auf dem Teller geöffnet bekommt.

Der gerade erwachsene Michael dann macht seine gewalttätigen Erfahrungen in der Jagdsabotage-Bewegung der Achtziger, und der vom Leben gezeichnete Tanner (man darf bei all dem autobiografische Bezüge vermuten) verzweifelt fast an der Gleichgültigkeit der Menschen in der Gegenwart in Bezug auf den Umgang mit Tieren.

Kings Roman hat fast etwas Didaktisches an sich, doch da er die veganen und antispeziesistischen Fragestellungen gekonnt in die Handlung einfließen lässt, wirkt das sehr organisch und zu keiner Sekunde wie ein von veganem Sendungsbewusstsein getriebenes Werk.

Unbedingte Leseempfehlung für jeden mit Punk- und Vegansozialisation.