Foto

METALMORPHOSEN

Jörg Scheller

Sieht aus wie ein musiktheorisches Werk – und ist auch eines. Über Heavy Metal. Von einem Professor an für Kunstgeschichte an der Hochschule der Künste in Zürich. Normalerweise ist das ein Grund, die Beine in die Hand zu nehmen und zu rennen. Denn, um es polemisierend auszudrücken, musiktheorisches Analysieren und und Gequatsche über „unsere“ Musik, egal ob die nun Punk oder Metal heißt, kann schnell furchtbar aufgesetzt, verquast und tedenziell unlesbar sein für Menschen, die nicht bevorzugt und/oder gewohnheitsmäßig Texte im wissenschaftlichen Duktus lesen. Aber ... nichts davon ist hier der Fall. Der Prof, Jörg Scheller, ist selbst Metaller, und sein Buch, für das er sich partiell – für musiktheoretische Analyse von einem Professoren-Kollegen – Hilfe geholt hat, ist eine unbedingt lesenswerte umfassende Betrachtung jenes Musikstils, der sich zu Punk und Hardcore in vieler Hinsicht wie ein Bruder verhält. Ohne Klugscheißermodus, ohne eine Übermaß an Fachtermini, beschreibt, erklärt und erzählt Schöller, wie Heavy Metal von einem Schmuddelkind, das er in den Achtigern noch war, zu einem popkulturellen Phänomen wurde und dabei zig Vereinnahmungsversuche überstanden hat, sich im Kern treu geblieben ist – viel davon trifft auch auf Punk zu. Schöller analysiert treffsicher, berücksichtigt – spannend! – auch die Gender-Thematik, und hat ergänzend Interviews abgedruckt zu seinen Überlegungen und Theorien, etwa mit Mille von KREATOR oder Sabina Classen (HOLY MOSES). Ein gelungenes, erhellendes Buch, so wissenschaftlich-distanziert wie nötig, aber auch mit dem nötigen Wissen und der Begeisterung des Fans und Insiders verfasst.