JOE LALLY

Why Should I Get Used To It

Joe Lally ist Bassist. Und das ist gut so. Man kann es sogar hören auf dem dritten Soloalbum des FUGAZI-Bassers. Seit ich durch Flea, meinem Lieblings-Chili-Pepper, darauf aufmerksam gemacht wurde, erfreut es mich immer wieder, wenn der Viersaiter nicht nur als ein der Gitarre untergeordnetes, reines Rhythmusinstrument gebraucht wird.

Auf „Why Should I Get Used To It“ sind Bass, Gitarre und Schlagzeug absolut gleichberechtigt. Selbst der Gesang fügt sich wunderbar in diesen Sozialismus der Instrumente. Lallys Gesang ist wie sein Wesen: zurückhaltend, sanft und leise, selbst bei Up-Tempo-Nummern wie „Nothing to loose“ oder „Coral and starfish“ nie aggressiv.

Gleich seinen Vorgängeralben kreiert Lally seine ganz eigene Musik und Atmosphäre; von mystisch („Revealed in fever“) über jazzig (das Instrumental „Ken-Gar“) bis hin zum krachigen Finale von „Last of the civilized 2“.

Und immer wieder dieser Groove. Sei es beim Opener oder dem Titelsong, in dem Lallys Liebe zum HipHop durchscheint. Bei „Ministry of the interior“ überrascht er mit dem Einsatz von flächigen Streicherarrangements, die aber natürlich gänzlich unschwülstig daherkommen.

Das Album ist aber deswegen sein Bestes, weil es trotz der Stilvielfalt homogener als seine Vorgänger klingt. Hatte er auf den ersten zwei Platten noch wechselnde Musiker aus dem Dischord-Umfeld, so hat er auf dieser Platte ein festes, eingespieltes Line-up.

Die Verspieltheit der drei lässt Lallys musikalische Sozialisation in den Siebzigern erahnen (siehe Interview in diesem Heft) und dass viel der Musik über das gemeinsame Jammen entstanden ist.

Aber auch, dass Joe Lally lange Zeit seines Lebens bei FUGAZI war, ist vor allem durch allerhand schräge Töne („dischords“) hörbar. Aber was sag ich: Über Musik schreiben ist wie zu Architektur tanzen, hat einmal ein kluger Mensch gesagt.

Also: Anhören!