Der Mann, der einst Hardcore erfunden hat (zumindest war er es, der 1981 das D.O.A.-Album „Hardcore ’81“ betitelte), ist längst in seinen Sechzigern und dennoch kein Stück leiser geworden, nur vielleicht noch etwas weiser. Joe Keithley, seit 1978 das Gesicht und die Stimme von D.O.A. aus Vancouver, hat seinen Punknamen Joey Shithead mittlerweile weitgehend abgelegt, in Vancouvers Vorort Burnaby mit 250.000 Einwohnern kennt man ihn sowieso eher als Stadtrat der Grünen unter seinem bürgerlichen Namen, unter dem er nun ein weiteres Soloalbum veröffentlicht hat. Solo eingespielt wurde das aber mitnichten, keine Angst also vor akustischem Geklampfe. Vielmehr wirkt „Stand“ wie ein Unplugged-Album von D.O.A., also mit Schlagzeug, Bass, Gitarre. Zwölf Songs performt Keithley, darunter auch ein paar Covernummern, etwa „There’s a man going round taking names“ von Leadbelly und „Folsom prison blues“ von Johnny Cash. Auf Joes Gitarre steht „This machine kills fascists“ und den Song gleichen Titels gibt es auch. Die Songtexte, die man auf der Labelwebsite nachlesen kann, sind wie immer bei Joey und D.O.A. knallhart aus dem Alltag und engagiert, siehe etwa „People power“ oder „Fentanyl blues“. 45 Jahre ist der Mann nun schon die Stimme und das Gesicht der kanadischen Punk-Szene – hoffen wir, dass er noch ein paar Jahre drauflegt.
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