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DIE GESCHICHTE VON KRAFTWERKS „AUTOBAHN“

Jan Reetze

Mit seinem Wälzer „Der Sound der Jahre“ hat Jan Reetze eine umfangreichen Überblick über bundesrepublikanische Popgeschichte vorgelegt, das neue Werk geht mehr ins Detail. Die Blaupause dafür mag die „33 1/3“-Reihe gewesen sein, in der immer ein einzelnes Album im Zeitkontext porträtiert wird. So geht auch Jan Reetze vor und verfasst mit sehr subjektivem Blickwinkel seine „Liebeserklärung an ein 50 Jahre altes Album“. Dabei holt er weit aus und geht nach dem Prinzip „Ursache und Wirkung“ erst mal auf die Bandgeschichte der Kraftwerker ein. Schlaglichtartig beleuchtet er deren erste Gehversuche als ORGANISATION sowie die Düsseldorfer Kunst/Musik-Szene der späten Sechziger Jahre. Dann kommen die ersten drei KRAFTWERK-Alben, von Hütter und Schneider-Esleben als außerkanonische „Nullnummern“ abgetan. Die Exegese des „Autobahn“-Albums beginnt schließlich erst nach gut 60 Seiten und fällt etwas weniger komplex aus als erwartet. Musik und Produktion stehen kaum im Fokus, über Covergestaltung, Live-Präsentation und Vermarktung wird schon deutlich mehr berichtet. Dann werden noch die Post-„Autobahn“-Jahre kursorisch beleuchtet und das Bändchen schließt mit einem umfangreichen Fußnotenapparat. Schöne Darstellung aus der Warte eines leicht nerdigen „Superfans“, der sich bisweilen in Details verheddert, aber stets sachkundig und mit einer gewissen Prise Humor die ewige Lieblingsplatte in Szene setzt. Pluspunkte gibt’s für die detaillierten Infografiken im Innencover. Schade nur, dass Halvmall nicht noch ein paar Scheine für eine Bilderstrecke lockergemacht hat, das wäre sinnvoll gewesen, um einen Eindruck vom Coverartwork und auch dem Studio-Setting zu vermitteln.