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IRON CHIC

You Can’t Stay Here

Es ist so eine Sache, mit diesen speziellen Platten, die einem bei jeder Textzeile vor Augen führen: „Hier gibt es einen, der kennt das auch.“ Wenn man sich in den Arm genommenen fühlt, endlich verstanden und doch am liebsten dieser leidgeprüften Kreatur, die in kurzen Hymnen ihre Innenwelt nach außen kehrt, den Trost spenden will, der einem selbst zu fehlen scheint. Zynisch könnte man darauf verweisen, dass große Kunst seit jeher aus dem Leiden ihren Antrieb bezogen hat und nicht in einem Atemzug die Linie von zweieinhalb Minuten Punk zu Jahrhunderten der expressionistischen Kunst ziehen. Nüchtern könnte man betrachten, dass sich auf das konzentriert wird, was Sänger Jason als „depressing songs“ bezeichnet: Hymnische Pop-Punk-Songs, mit düsteren Texten, die mehr als die Trauer über zerbrochene Romanzen behandeln, sondern existenzialistischen Fragen nachgehen. Lieder, die exemplarisch vorführen, welche Lücke in Leben und Sprache gleichermaßen besteht. Man könnte dankbar sein, dass eine Vokabel wie „Weltschmerz“ für etwas existiert, das ebenso abstrakt wie real erscheint und schwer in Worte zu fassen ist. Vielleicht genügt es aber auch, sich an den Katharsis-Gedanken zu erinnern und dass man auch jenseits von „Alles wird gut“ seinen Umgang mit der Welt finden kann: „I make mistakes and I make them loud.“