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WIE ÜBERLEBE ICH ALS KÜNSTLER*IN?

Ina Ross

Als Musikjournalist ist man permanent konfrontiert mit den Versuchen von Musiker:innen, Labels und Promoagenturen, Aufmerksamkeit auf die jeweilige Band zu lenken. Angenehm und cool ist das, wenn man da mit netten Menschen aus der Szene zu tun hat, nervig wird es, wenn Popakademie-Absolvent:innen versuchen, ihr Marketing-Arsenal zur Anwendung zu bringen. Keine Frage, wer sich und seine Musik, seine Band jenseits eines Hobbies ernst nimmt, muss sich mit Selbstmarketing beschäftigten. Meine Erfahrung: Wer in seine Musik, seine Band „hineinwächst“, bei dem läuft das per „learning by doing“, durch Abschauen bei anderen, ganz speziell in Punk, Hardcore und Artverwandtem. Immer wieder aber gibt es Menschen, die schnelle Erfolge wollen oder brauchen, die eine Abkürzung suchen – und für die ist dieser Ratgeber eine leidlich brauchbare Krücke. Die Kulturmanagementdozentin Ina Roß gibt hier einen eher allgemeinen Überblick – zu allgemein allerdings und auch nur bedingt tauglich für Menschen mit einem spezifischen Szene-Background. Bei den Ausführungen zu „Wie ihr in die Zeitung kommt“ stellen sich meine Nackenhaare auf, die Ausführungen zu Crowdfunding sind recht knapp und allgemein, und Tipps zu Sponsoring durch Konzerne wie BASF oder Kulturförderung durch die Katholische Kirche schon recht ... speziell. Ein Buch, das Interessierten punktuell Anregungen geben kann, aber es wird erkennbar nur an der Oberfläche gekratzt. Offensichtlich gibt es im Bereich eines solchen Ratgebers für musikalische Randbereiche eine Marktlücke – die müsste nur jemand füllen und dabei dann auch in die Tiefe gehen, Themen nicht nur anreißen.