Seit Anfang der 90er nehmen die Japaner GHOST in unterschiedlichen personellen Konstellationen überaus seltsame Musik auf, und ich bedauere es wirklich, erst jetzt das erste Mal richtig mit ihnen konfrontiert zu werden, sieht man mal von ihrer gelungenen Zusammenarbeit mit DAMON & NAOMI aus dem Jahr 2000 ab, veröffentlicht via Sub Pop.
"In Stormy Nights" ist definitiv ein musikalisches Schwergewicht, aber eines, das kaum faszinierender sein könnte. Nach dem neo-folkigen ersten Song "Motherly bluster", der es auch bereits auf knapp sechs Minuten bringt, folgt mit 28 Minuten eine epische, psychedelische Krautrock-Collage, die elegant die Waage zwischen radikaler Experimentalität und hypnotischer Anziehungskraft hält, und letztendlich kommt einem der "Song" auch gar nicht so lang vor, oder halt dreimal so lang, je nach persönlicher Beschaffenheit.
Auch danach wird die Platte nicht wesentlich leichter konsumierbar und ähnlich wie ihren Labelmates SIX ORGANS OF ADMITTANCE gelingt den Japanern eine wilde, völlig von jeglichen Konventionen normalen Songwritings losgelöste Aneignung von Psychedelic- und Krautrock in Freestyle-Form, mit fast mehr an Klassik als Rockmusik erinnernden, mächtigen Kompositionen.
Eine Platte, die den Hörer aufgrund ihrer Vielschichtigkeit wirklich lange beschäftigt und einen auf einen wirklich merkwürdigen assoziativen Trip schickt, ganz ohne Drogen. (9)
© by Fuze - Ausgabe #93 April/Mai 2022 und Manuel Stein
© by Fuze - Ausgabe #93 April/Mai 2022 und Manuel Stein
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #70 Februar/März 2007 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #122 Oktober/November 2015 und Jens Kirsch
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #95 April/Mai 2011 und Jens Kirsch
© by Fuze - Ausgabe #70 Juni/Juli 2018 und Manuel Stein
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #46 März/April/Mai 2002 und Joachim Hiller