POP. 1280 haben sich nach einem Buch von Jim Thompson benannt, und der wiederum hat als Titel eine jener Tafeln im Sinn gehabt, die in den USA auf dem Land vor irgendwelchen Käffern stehen und dem Fremden die Information vermitteln sollen, wie viele Menschen dort angeblich leben – Pop.
mit Punkt dahinter hat ergo nichts mit Pop(musik) zu tun, sondern steht für „Population“. 2008 von Chris Bug gegründet, nachdem der nach New York City gezogen war, erschienen zunächst mehrere Kleinformate und 2012 dann auf Sacred Bones das Debüt „The Horror“, dem nun „Imps Of Perversion“ folgt.
Das wurde in Martin Bisis BC Studio aufgenommen und ist noch intensiver als das schon beeindruckende Debüt. Das wirkte zwar punktuell etwas jugendlicher und wilder, „Imps Of Perversion“ aber ist enorm zwingend und druckvoll, wirkt ausgereift(er).
Chris Bug und sein Projekt POP. 1280 sind ein Paradebeispiel dafür, wie viel Spaß es macht und bringt, wenn man sich kreativ in vierzig Jahren Subkulturgeschichte bedient: von frühem San Francisco-Elektrosound à la TUXEDOMOON und psychedelisch-noisigen Sounds, wie sie CHROME hinterlassen haben, britischem Wave und fiesem Lärm à la BIG BLACK finden sich hier Spuren, aber auch die rüpelhafte Garage-Punk-Vorgehensweise des jungen Jay Reatard (und dessen spätere Electronic-Experimente) lassen sich erkennen.
Die sparsame, aber effektvolle Verwendung von Synthesizer-Sounds macht sich positiv bemerkbar – zu viele Bleeps nutzen den Effekt schnell ab. Ein eigenwilliges Album, eine spezielle Band, und zu diesem Eindruck trägt der hallige, wütende Sprechgesang, der hier und da an die Intonationsfreude eines Jello Biafra erinnert, erheblich bei.
Von peinlichem Pathos, wie er sonst bei Goth-beeinflussten Bands gerne vorkommt, keine Spur. (Diese Band war auf der Ox-CD #110 zu hören.)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #110 Oktober/November 2013 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #159 Dezember 2021 /Januar 2022 2021 und Markus Kolodziej
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #125 April/Mai 2016 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #148 Februar/März 2020 und Markus Kolodziej