Es geht um Musikmachen, um die Exzesse der Jugend, um jugendliche Sehnsüchte und Leidenschaften. An und für sich nichts Außergewöhnliches, wenn es nicht um die Geschichte der Band SANDOW – einer Band, die in den späten Achtziger Jahren den drohenden Niedergang der DDR (von unten) durchlebt hat – gehen würde.
„Was wären wir, ohne die Stasi?“ Diese Steilvorlage zieht sich durch die gesamte DDR-Karriere der Band, die nie richtig Punk, nie angepasster Mainstream, immer anders war. Für den kommerziellen Erfolg sind das natürlich keine allzu guten Voraussetzungen.
In diesem Hörspiel von und mit Kai-Uwe Kohlschmidt, einem viel beschäftigten Kreativen in der Musik- und Filmbranche, geht es also wieder direkt rein, in die heißen Achtziger. Von der tontechnischen Umsetzung her reizt man das Machbare aus, einige Szenen sind sogar richtig gefilmt, gedreht, geschauspielert worden.
Mittendrin, anstatt nur mit einem Ohr dabei, war wohl die Devise der beiden Macher. Die Stimme von SANDOW, Alexander Scheer, spielt als Hendrik Kostschak die tragende, tragische und stilgebende Rolle.
„Ihr habt ein Riesen-Album draußen, und bringt es nicht!“ Ja, zum Ende wird es schwermütig. Das ist in jedem Fall interessant und so gut gemacht, dass ein authentischer „Live-Eindruck“ des DDR-Untergrunds entsteht.
In zahlreichen Backstage-Notizen, Musiksequenzen und unfreiwilligen Kontakten mit dem Ministerium für Staatssicherheit durchlebt der Hörer einige Höhen und unweigerlich auch Tiefen – eben DDR von unten.
Einen kleinen Sprachkurs zur Berliner beziehungsweise Brandenburger Schnauze gibt’s noch obendrauf. Kommt als sehr schönes Digipak mit Beiheft.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #102 Juni/Juli 2012 und Lars Weigelt