GOTTKAISER

III

Beim Debütalbum von GOTTKAISER von 2006 hätte ich dazu noch einfach „Deutschsprachiger Punkrock“ gesagt. Doch diese Beschreibung wird der Musik der Hamburger schon seit der zweiten Scheibe „Krieg & Frieden“ von 2008 nicht mehr gerecht und beim aktuellen Werk „III“ schon gar nicht.

Die Band hat sich wegentwickelt vom sehr rockigen Punk hin zum Rock mit Metal-Einschlag. Da wird deutlich mehr gegroovet als nach vorne geprescht und dementsprechend kann dazu mehr getanzt als gepogt werden.

Da wird ein Stück auch gerne mal in der Strophe mit einem schicken Achtziger-Discobeat versehen, um in der Bridge derb loszurocken, bis man sich in einem mitsingtauglichen, melodischen Refrain wiederfindet („Nicht Hollywood“).

Auffallend bei GOTTKAISER sind nach wie vor die guten Texte, die sich mit kleinen und großen Katastrophen beschäftigen oder kritisch mit dem Lebensstil unserer Zeit auseinandersetzen („Festplattenspieler“).

Ließ die Band bereits auf ihrer zweiten Scheibe vor drei Jahren anklingen, in welche Richtung es geht, so ist auf „III“ die Freude am Experiment überdeutlich zu hören. Wer also auf geradlinigen Punkrock steht, den es auf dem Debüt noch häufiger gab, der sollte von der neuen Scheibe eher Abstand nehmen.

Hier sind im Punk groß gewordene Musiker am Werk (untere anderem ex-EMILS, ex-COMBAT SHOCK), die vermutlich von Schubladen und ganz sicher von der Wiederholung uralter Klischees die Schnauze voll haben und von Langeweile sowieso.

Wer es also abwechslungsreich und eher rockig mag, dem sei das dritte GOTTKAISER-Werk wärmstens ans Herz gelegt. Mein persönlicher Hit und Anspieltip für jeden, dem ich jetzt den Mund wässrig gemacht habe, ist „Der Plan“.

Das Cover ist übrigens mit seiner Fünfziger-Jahre-Ästhetik ebenfalls sehr gelungen und ein echter Hingucker.