THE ICARUS LINE gehören zu jenen Bands, die man eigentlich lieben müsste: Band-Mastermind Joe Cardamone hat von jeher auf jegliche Konventionen im Rock-Business geschissen, was ihm bestimmt mehr als einmal den großen Durchbruch verhagelt hat.
Diese grundsympathische Einstellung kann aber zu Problemen führen, zum Beispiel wenn man mehr Musiker verschleißt, als im Job Placement Center von L.A. aufzugabeln waren, oder wenn man mit jedem neuen Album einen kompletten musikalischen Richtungswechsel vornimmt, der bestimmt nicht jedem Fan gefällt.
Mit „Slave Vows“ bestätigt Cardamone im Grunde seine Totalverweigerung an jedwede Erwartungshaltung bereits beim ersten Song, einem elfminütigen, wabernden Psychotrip ohne klassischen Höhepunkt.
Kein Musiker mit gesundem Menschenverstand würde solch einen Song als Opener positionieren. Aber Cardamone will keinen psychisch gesunden Eindruck vermitteln, er will düster, sexy, gefährlich und vielleicht ein bisschen dandyhaft sein.
Ein Rock’n’Roll-Frontmann eben, wie er im Buche steht. Und es gelingt ihm. Am deutlichsten vielleicht in „Dead body“, dessen emotionaler Ausbruch selbst einen Iggy Pop das Fürchten lehren dürfte.
Die Band steht diesem Anspruch in nichts nach, löst ein, was Bands wie die STOOGES oder BIRTHDAY PARTY vor langer Zeit versprochen haben. Hoffen wir, dass Cardamone noch ein Weilchen Bock hat zu verweilen.
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