Ich gebe zu, ich habe mich hier angesichts des Labels etwas in die Irre führen lassen, denn im Wesentlichen verbinde ich mit Ván Records irgendeine Form von extremem Metal. Das trifft allerdings den Charakter der auf „I“, dem Debütalbum der 2017 in München gegründeten TAV, gebotenen Musik nicht mal im Ansatz. Vielmehr möchte ich hier den Begriff Post-Rock als stilistische Bezeichnung bemühen. Atmosphärisch dichte Gitarren liefern große Harmonieflächen, lassen aber dem zuweilen hypnotischen Gesang genug Raum, um nicht unterzugehen. Überraschenderweise scheuen sich TAV nicht davor, auch mal die Doublebass rattern zu lassen, was zunächst befremdlich wirkt, dann aber doch irgendwie ins Gesamtbild passt. Black Metal-ähnliche Themen auf der Gitarre sind da schon eher nachzuvollziehen. Unterm Strich ergibt das eine Mischung aus gemäßigteren SIGUR RÓS, SÓLSTAFIR, sowie frühen ALCEST und in manchen Passagen meine ich sogar ein Spur PINK FLOYD auszumachen. In der Tat ein interessantes Album.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #152 Oktober/November 2020 und Jens Kirsch