Dass HUNNY aus Kalifornien stammen, muss man erst gar nicht mehr recherchieren, sobald der neue, zweite Langspieler der Band einmal läuft. Diese Art von Musik kann nicht an Orten entstehen, die irgendwie von Regenwetter geprägt sind. Vermutlich kann dieser Sound außerhalb der USA auch bestenfalls schlecht kopiert werden. Das Quartett von der Westküste verfügt über ein sonniges Gemüt, was sich in popverliebten Rock-Songs ausdrückt, die das Prädikat Indie meist nur zur Zierde mit sich tragen. Zudem liegt allem eine Grundentspanntheit zugrunde, bei der die dunkelsten Momente schlimmstenfalls für leichte Melancholie sorgen. Wer also nach dem Ausdruck tiefer Zerrissenheit oder Verzweiflung sucht, ist hier falsch. Selbst ein Song wie „Kick ur teeth in“ täuscht nur kurz an. Vielmehr gibt es wunderschön produzierte und durchdachte Perlen wie „Solo“ oder „Big star“, die sich nicht mit dem Holzhammer, sondern mit Bedacht nach und nach im Gehörgang festsetzen. Wem beispielsweise TURNOVER mittlerweile zu wenig griffig klingen, der kann sich mit „Hunny’s New Planet Heaven“ ab Oktober ein kleines bisschen Sommer mit in den Herbst retten.
© by Fuze - Ausgabe #102 Oktober/November 2023 und Dennis Müller
© by Fuze - Ausgabe #102 Oktober/November 2023 und Christian Biehl