Einen großen Schritt nach vorne haben BOOKS LIE mit dem neuen Album getan, und was vorher bereits gut war wird nun wirklich hervorragend. Da ist erst mal der neue Sänger, dessen extravagantes Organ der ganzen Musik deutlich mehr Individualität verpasst und mit seinem Gesang, der mehr zum Kreischen neigt und sich vom Punk mehr in Richtung Hardcore bzw.
diesem Journalistengeschöpf "Screamo" zubewegt, dem Drive der Band doch besser entspricht. Der Rest der New Yorker möchte dem scheinbar nicht nachstehen und hat auch noch mal kräftig am Songwriting und Handhabung der Instrumente gefeilt.
In den meist kurz gehaltenen Ausbrüchen voller Wut und Hoffnung kommt man präzise auf den Punkt, die Gitarren sausen wie überdrehte Kettensägen durch die Songs und nehmen nur selten mal das Tempo raus.
Der Eröffnungssong des Album nimmt sich da beinahe ruhig aus, wird aber mit dem darauf folgenden Song dann bereits völlig in den sich wie verrückt drehenden Kosmos von BOOKS LIE hereingerissen.
Der Bass kippt von eher schwermütigen, aber immer groovenden Parts in blitzschnelle, semi-chaotische Attacken, deren Hektik wohl ganze Horden von gestressten Psychiatriekandidaten in den Suizid treiben könnte.
Sollen DRIVE LIKE JEHU und BORN AGAINST da überhaupt noch Erwähnung finden? Warum nicht. Gerade diese düstere Grundstimmung, die hinter den Gitarrenwänden lauert und mit der akzentuierten Spielweise des Schlagzeugers zurück in den Wahrnehmungshorizont gehämmert wird, hat neben BORN AGAINST wohl sonst kaum jemand so eindringlich und brutal inszeniert.
Wer sich für die CD-Version entscheidet, darf sich nach den acht Albumtracks noch an weiteren zehn Songs erfreuen, alle von verschiedenen Singles. Die sind nicht nur ebenso zu empfehlen, sondern zeichnen auch schön die Entwicklung der Band nach, quer durch alle Umbesetzungen und Verschiebungen innerhalb der Band.
(39:37) (09/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #55 Juni/Juli/August 2004 und Simon Brüggemann
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #46 März/April/Mai 2002 und Ingo Engelhardt
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #49 Dezember 2002/Januar/Februar 2003 und Simon Brüggemann