GOLDENEN ZITRONEN

Flogging A Dead Frog

Bei einer Band wie DIE GOLDENEN ZITRONEN fragt man sich inzwischen, wer denn nun schizophrener ist, die Zitronen selber oder die Fans, die sie in all ihren Phasen bedingungslos abgefeiert haben? Denn was Mitte/Ende der Achtziger noch in die Schublade Fun-Punk gehörte, mutierte über die Jahre zu einem sperrigen, krautrockigen Elektro-Punk, der gerade in den 2000er Jahren eine weitere Frage provozierte: Ist das Kunst oder kann das weg? Beziehungsweise: Ist das Kunst und kann das gerade deswegen weg? Den „Fun“ hat jetzt vor allem die Band, während die geneigten Hörer mit höchst enervierenden Sounds malträtiert werden, die oft so klingen, als hätten die Zitronen avantgardistischere DAF-Songs wie „Der Räuber und der Prinz“ noch mal durch ihren speziellen Fleischwolf gedreht.

2002 erschien mit „Aussage gegen Aussage“ auf Buback eine umfangreiche Aufarbeitung des frühen Schaffens der Zitronen, der man nicht unbedingt eine weitere hinzufügen musste. Stattdessen präsentiert man auf „Flogging A Dead Frog“ englische und instrumentale Versionen von neun Songs der letzten drei Alben „Lenin“ (2006), „Die Entstehung der Nacht (2009) und „Who’s Bad?“ (2013).

Wie gehabt versehen mit dem Artwork von Buback-Boss Daniel Richter, Deutschlands möglicherweise einzigem wahren Punk-Künstler von Bedeutung. Und nach längerer Abstinenz habe ich sogar wieder richtig viel „Fun“ mit den Zitronen, denn kaum eine andere deutsche Band kann einem mit ihrem künstlerisch-intellektuellen Gehabe so herrlich auf den Sack gehen wie die Hamburger Alt-Punks.