Das Debüt „Holding Hands With Jamie“ der aus Dublin, Irland stammenden GIRL BAND (die eine Boy-Band sind) kam 2015, war ein viel versprechender Anfang – und dann kam nichts mehr. „Gesundheitliche Probleme“ kommentiert Sänger Dara das nur kurz.
Jetzt geht es weiter, mit einem Album, für dessen Aufnahme sich die Band in ein altes Landhaus zurückgezogen hatte, dort ein temporäres Studio einrichtete, jedes Instrument in einen eigenen Raum stellte, Field-Recordings aus der Umgebung einbezog.
Zusammen mit den Stream of Consciousness-Texten von Dara, bei denen der den Ansatz verfolgte, keine Pronomen zu verwenden (also ich, du und so weiter), entstand ein Album, das herausfordert, aber einen starken Reiz ausübt.
Man denke an einen seltsamen 12“-B-Seiten-Remix von BAUHAUS, an eine Industrial-Version von THE FALL, und wenn an anderer Stelle GIRL BAND als Inspiration für IDLES und FONTAINES D.C. bezeichnet wurden, kann man das nachvollziehen – so wie man bei Urmenschen-Knochen und den daraus rekonstruierten Schädeln die Ähnlichkeit zum modernen Menschen erkennen kann.
GIRL BAND sind das Gegenteil von gefällig, sie sind herausfordernd, derb, noisig, laut, aber eben auch rhythmisch, haben eine gewisse Eingängigkeit. Dazu passt der sehr räumlich wirkende Sound, die fast schon autistisch wirkende Besessenheit von repetitiven Klangdetails, von perkussiven Elementen.
Und irgendwo unter dieser rohen Oberfläche lauert dann das, was man eben auch bei erwähnten IDLES oder FONTAINES D.C. findet. Echt. Schön aufgemachte CD inklusive großem Textblatt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #146 Oktober/November 2019 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #122 Oktober/November 2015 und Anke Kalau
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #146 Oktober/November 2019 und Joachim Hiller