GEHASST EXTREM

GG Allin – Der meistgehasste Mann des Punk

1993 erschien „Hated: GG Allin & the Murder Junkies“ von Todd Philipps, 2007 kam eine DVD-Neuauflage auf MVD Visual, und nun gibt es eine neue Fassung mit deutschem Sprecher. Inhaltlich gilt, was Thomas Kerpen in Ox #74 über das englische Original schrieb: Angesichts des ganzen Mainstream-Mülls, den Todd Phillips in Gestalt von „Old School“, „Road Trip“ oder „Starsky & Hutch“ inzwischen auf die Menschheit losgelassen hat, verliert man fast schon die Lust, noch Worte über sein hervorragendes Regiedebüt „Hated“ von 1994 zu verlieren, seine Doku über den berühmt-berüchtigen Scumrocker GG Allin.

Trotz seiner beschränkten technischen wie finanziellen Möglichkeiten gelang Phillips hier eine durchaus intime wie ambivalente Bestandsaufnahme der Extrempersönlichkeit GG Allin, die nicht nur irgendwelche voyeuristische Bedürfnisse bedient, wenn der fluchend und defäkierend durch die knapp 60 Minuten des Films wütet und seinen selbstzerstörerischen Tendenzen frönt, wobei es ihm ja durch die Ironie des Schicksals verwehrt blieb, sein Leben auf einer Bühne zu beenden.

Ein mehr als dankbares Objekt für einen Dokumentarfilm, der durch Live-Material und Interviews mit Allin, dessen Mitstreitern und Fans auch anschaulich vermitteln kann, worin das eigentlich Faszinierende bei GG Allin lag, der trotz seines vordergründigen Bemühens, permanent möglichst viele Leute zu schockieren und vor den Kopf zu stoßen, auch noch zu sehr tiefsinnigen Äußerungen in der Lage war.

„Hated“ zeigt bis zu einem bestimmten Punkt tatsächlich den Menschen GG Allin, wobei man als Zuschauer letztendlich natürlich nicht mehr beurteilen kann, wo die feine Grenze zwischen Authentizität und Inszenierung verschwimmt.