Am 3. Juli 1976, an ihrem 19. Geburtstag, sah Poly Styrene in London die SEX PISTOLS – und aus dem Hippie-Girl wurde eine der bedeutendsten weiblichen Ikonen der Punk-Bewegung. Und wäre sie nicht 2011 mit 53 an Krebs gestorben, sie könnte heute, da die Rolle von Frauen in der Rockmusik stärker thematisiert wird, die Früchte ihres Aktivismus kommentieren und genießen. Die erste Single „Oh Bondage Up Yours!/I Am A Cliché“ erschien im September 1977 auf Virgin Records und enthielt gleich zwei Songs, die zu legendären Schlachtrufen der Punk-Szene wurden, mit wütend in die Welt gebrüllten Texten der Tochter einer irischen Sekretärin und eines somalischen Dockarbeiters, die keine Lust hatte, sich von irgendwem was sagen zu lassen, und damit zum Rolemodel für junge Frauen weltweit wurde. Mit Texten und Botschaften, die so universell und zeitlos waren, dass sie bis heute aktuell und virulent geblieben sind. Erst im November 1978 erschien dann das Debütalbum „Germ Free Adolescents“ von X-RAY SPEX – auf EMI Records. Angesichts der explizit konsumkritischen Thematik des ganzen Albums kann man aus heutiger Sicht sicher die Frage stellen, warum Punkbands seinerzeit bei Majorlabels unterschrieben haben und nicht bei einem Indie, aber die Strukturen der Musikindustrie waren damals eben ganz andere und die Szene noch nicht so weit wie Anfang der Achtziger, als CRASS und Co. dazu klare Botschaften vermittelten. Zwölf Songs fanden/finden sich auf dem Album, leider nicht die beiden ikonischen Single-Tracks, die es wiederum als Bonus diverser CD-Neuauflagen des Albums gab. Auf dem Album glänzen X-RAY SPEX, deren Sängerin prägnant von einem zeittypischen Saxophon kontrastiert wird, mit dem Über-Song „Identity“, aber auch „Art-i-ficial“, „I can’t do anything“, „I’m a poseur“ oder das immer noch aktuelle „Genetic engeneering“ sind Klassiker. Von vielen Platten wird ja vorschnell behauptet, sie seien ewige Klassiker – diese ist es wirklich. Kommt mit Textblatt, Beiblatt mit Linernotes und Fotos sowie in flamingorosa Vinyl.
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