Die Herren Rochus „Robi“ Hahn und Jürgen „Geier“ Speh kenne ich noch bestens aus Zeiten des „Menschenblut“-Magazins. Ersterer gehört auch zu den Gründern dieses Horror-Comic-Heftes und rief später den Verlag Schwarzer Turm ins Leben.
Sein Geld verdient Hahn allerdings schon länger als Autor fürs Kino und Fernsehen, wo sich mein Interesse an ihm dann wieder verflüchtigte. Schon bei „Menschenblut“ hatte er mit Geier zusammengearbeitet, sicherlich einer der begnadetsten Zeichner der deutschen Comic-Landschaft, von dem auch die Figur Lena Wombat stammt, eine Art „Tank Girl“-Parodie/Hommage.
Zusammen mit Hahn war er dann auch für die explizite Erotik-Comic-Serie ARSINOË verantwortlich. Das Interesse für derbere Stoffe und eben Erotik schlägt sich auch in ihrer Reihe HORST deutlich nieder, die von Panini jetzt in leicht „veredelter“ Form neu aufgelegt wurde, neu koloriert und angelegt auf insgesamt vier Bände.
Die Hauptfigur heißt Horst Bruckner, die wie bei so vielen Funnys einem Tier nachempfunden ist, nämlich einem Karnickel beziehungsweise Hasen, und da heißt das männliche Exemplar zufälligerweise Rammler, was Platz für allerlei Assoziationen lässt.
Eigentlich nur für eine, wenn man ehrlich ist, und so ist Geiers und Robis Horst ein sexbesessener Vertreter des männlichen Geschlechts, ständig auf der Suche nach willigen Hasen, die sich von ihm flachlegen lassen.
Die eigentliche Komik entsteht dabei aus der Tatsache, dass Horst in dieser Hinsicht wenig Glück hat und seine amourösen Abenteuer meistens ein Reinfall werden. Und selbst, wenn er es im virtuellen Bereich versucht, wie in der sehr schönen Internet-Story „Drin“, ist auch hier das Scheitern vorprogrammiert.
Der Humor von HORST dürfte definitiv nicht jedermanns Sache sein – die Gags zünden zugegebenermaßen auch nicht immer –, bewegt er sich doch meistens sehr unter der Gürtellinie, was nicht heißt, dass Geier und Robi kein Gespür für wirklichkeitsnahe Situationen hätten, und so sind die Macken von Horst nur allzu menschlicher Natur und dementsprechend gut nachvollziehbar.
Man könnte den Ansatz von HORST fast als feministisch bezeichnen, denn obwohl die Serie durchaus an die niederen Instinkte des männlichen Publikums appelliert, wird der triebgesteuerte Horst genussvoll der Lächerlichkeit preisgegeben, was ihn letztendlich dann doch wieder irgendwie sympathisch macht.
Die Zeichnungen von Geier sind auf jeden Fall große Klasse und fast schon zu gut für den einen oder anderen platten Kalauer.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #90 Juni/Juli 2010 und Thomas Kerpen