Was kann man vom Zweitwerk einer Band erwarten, die 2007 mit einem Debüt aufwartete, das ein derart ausgefeiltes Songwriting bot, das Seinesgleichen suchte? "Alles oder nichts", das Motto der ersten Albums, war für die vier Jungs aus New Brunswick, New Jersey plötzlich aktueller denn je.
Aber anstatt sich auf den vielzitierten Folk-Lorbeeren des Erstlings auszuruhen, legen sie diese kurzerhand ab und orientieren sich stattdessen an dem, was sie rückbesinnend als Erstes bewegt hat: Soul.
Aber keine Angst, was davon schließlich bleibt, sind neben dem Coverartwork vor allem die Maxime, für seine musikalischen Ideale einzutreten. Denn mit Motown hat die Musik auf "The '59 Sound" trotz der Reminiszenz des Titels relativ wenig zu tun.
Die Band bleibt bei dem, was sie am besten kann: mitreißenden, einfühlsamen Punkrock spielen. Wobei der Rock in diesem Fall deutlich im Vordergrund steht, was der Opener "Great expectations" und das darauf folgende Titelstück gleich mehr als deutlich machen.
Dass die Produktion professioneller und damit glatter ausfallen würde, war zu erwarten. Neu hingegen ist das zum Teil sehr dominante Gitarrenspiel von Alex Rosamilia, das hier und da, ähnlich wie bei THE CURE oder U2, stark in den Vordergrund inszeniert ist.
Auf reine Akustikarrangements wurde zwar komplett verzichtet, doch auch auf "The '59 Sound" sind ruhigere Klänge ("Miles Davis and the cool", "Here's looking at you, kid") zu vernehmen, die bewegen.
Dazu kommt ein sich wiederholendes bluesartiges Thema bei "Even cowgirls get the blues", das aber immer wieder von dem eingefangen wird, um das es der Band auf diesem Album wirklich geht: Rock'n'Roll.
Und zwar fernab jeder weiteren Kategorisierung und fernab jeder Erwartungshaltung. Sänger und Songwriter Brian Fallon schwelgt in seinen Texten wie gehabt nostalgisch in Erinnerungen, zitiert aus Filmen und Büchern, und huldigt Idolen wie Tom Petty oder Bruce Springsteen mit kleinen Anspielungen oder gleich direkten Zitaten ihres Liedgutes.
Für viele bleiben diese Themen belanglose Banalitäten. In Verbindung mit der Musik ergibt es aber eben das mitreißende GASLIGHT ANTHEM-Mosaik, aus dessen Bann man sich erneut nur schwer lösen kann und dessen künstlerischer Wert nach dem Erfolg von "Sink Or Swim" noch viel höher als das Debüt anzusiedeln ist.
Denn mit "The '59 Sound" gelingt es THE GASLIGHT ANTHEM, aus dem Schatten von AGAINST ME!, JAWBREAKER oder HOT WATER MUSIC zu treten. (Diese Band war auf der Ox-CD #79 zu hören)
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