Metalcore spaltet inzwischen ja die Gemüter. Da heißt es, er habe die Verbindung zu seinen Wurzeln verloren, transportiere keine relevanten Inhalte mehr, alles klinge gleich, es ginge nur noch um möglichst tiefes Tuning. Doch natürlich gibt es Ausnahmen – und es gibt vor allem Nachwuchs: ALLT machen vieles anders und noch mehr richtig. Mit ihrer progressiven Herangehensweise auf ihrem Debütalbum „From The New World“ präsentieren sie einen visionären Sound. Der lebt von Komplexität, unbarmherzigen, Thall-geprägten Riffs und hymnischen Refrains. Richtig spannend wird er durch teils asynchrones Layering und clevere Kontraste. Dabei überlassen die fünf Schweden wirklich gar nichts dem Zufall: Dem mega tiefen Tuning gegenüber stehen hochauflösende Passagen („Cycles“), die gutturalen Growls weichen punktuell akzentuierten Cleans („Aquila“). Das richtige Maß an Dissonanz, das Spiel mit Sounddesign und der Mut zu Pausen („Memory of light“) beweisen ebenfalls das Feingefühl der Band. Trotz aller Komplexität präsentieren sich ALLT aber erstaunlich zugänglich und zeigen sich selbst in den härtesten Momenten nahbar. Auffällig sind auch die Impulse von Produzent Buster Odeholm, der nicht nur beim Mixing, sondern auch beim Writing seine Finger im Spiel hatte. Jeder Takt zahlt ein auf das postapokalyptische Konzept der Platte. Ein dynamisches und ganz fantastisches Debüt.
© by Fuze - Ausgabe #108 Oktober/November 2024 und Jeannine Michèle Kock
© by Fuze - Ausgabe #108 Oktober/November 2024 und Jeannine Michèle Kock