REFUSED

Freedom

REFUSED haben es nicht leicht. Zu sehr wird die schwedische Band auf ihr Album „The Shape Of Punk To Come“ reduziert, welches 1998 veröffentlicht wurde und heute als ein Meilenstein des modernen Hardcore gilt.

Nach „This Might Just Be ... The Truth“ (1994) und „Songs To Fan The Flames Of Discontent“ (1996) war es erst das dritte Album von REFUSED. Es erfuhr große Aufmerksamkeit durch die Auskopplung des Songs „New noise“, doch kurz darauf folgte die Auflösung.

Sänger Dennis Lyxzén war seitdem bei anderen Bands aktiv, besonders bei THE (INTERNATIONAL) NOISE CONSPIRACY und AC4. 2012 gab es überraschend die Reunion mit etlichen Konzerten und jetzt ist mit „Freedom“ endlich ein neues Album erschienen.

Das schon einmal vorweg: „Freedom“ ist kein zweites „The Shape Of Punk To Come“. Das Album beginnt recht gefällig mit dem Song „Elektra“, der bereits im Vorfeld veröffentlicht wurde. Er entpuppt sich als einer der besten Songs der Platte, kompakt und intelligent.

Doch ab dem zweiten Song „Old friends/New war“ macht sich Ernüchterung breit. Ein tiefer gepitchtes, gesprochenes Intro verstört zuerst. Was folgt, ist ein Mix aus NINE INCH NAILS, HipHop und T(I)NC, irgendwie catchy und doch sehr irritierend.

Dieser Stilmix zieht sich durch die ganze Platte. Während es typische REFUSED-Songs gibt („Dawkins christ“, „Thought is blood“, „Destroy the man“ und „366“), bei denen vergleichsweise wenig ausprobiert wird, gibt es auf der anderen Seite große Stilexperimente mit Heavy-Rock-Riffs („Françafrique“, „Servants of death“), Bläsern („War on the palaces“) oder Industrial-Elementen („Useless Europeans“).

Darüber keift und singt Dennis Lyxzén seine engagierten Texte. Themen auf „Freedom“ sind vor allem die „Festung Europa“, die Kirche und der Imperialismus. „Freedom“ gibt dabei einen Einblick in die musikalischen Vorlieben der einzelnen Bandmitglieder, und die sind recht weit gefächert.

Durch diesen beinahe schon exzessiven Stilmix wurde hier das Songwriting ein bisschen aus den Augen verloren. Doch für mich ist das große Problem bei „Freedom“ nicht die Songs, sondern der Name, unter dem sie erscheinen.

Auf „Freedom erinnert sehr wenig an die REFUSED, die ich kenne. Es handelt sich im Hinblick auf die Songs um eine ganz andere Band, die nur rein zufällig aus denselben Musikern besteht. Das Album ist äußerst weit von seinem direkten Vorgänger entfernt und mir fehlt der Anschluss.

Ob es schlau war, es unter dem Label REFUSED zu veröffentlichen, wird sich zeigen. Trotzdem ist „Freedom“ eine gute und moderne Alternative-Rock-Platte von einer Band, die ihre Wurzeln im Straight-Edge-Hardcore hat.

Leute, die eine gewisse Stilvielfalt und harten Alternative-Rock à la RAGE AGAINST THE MACHINE, NINE INCH NAILS aber auch TOMAHAWK zu schätzen wissen, werden an „Freedom“ ihre Freude haben.