FLESHTONES

Wheel Of Talent

Die Krone als „Könige des Garage-Rock“ tragen die FLESHTONES aus New York zu Recht. Seit fast vierzig Jahren sind Pete Zaremba, Keith Streng und Kollegen mit der Band aktiv, haben in der Zeit 22 Alben veröffentlicht, über sie sind Filme und Bücher entstanden.

Und dennoch haben sie eigentlich stets im Schatten existiert, niemals einen klitzekleinen Verkaufserfolg gehabt, ewige Insidertipps sozusagen. Die Fanbasis ist allerdings fanatisch, sie werden weltweit kultartig verehrt, was wohl auch ihren phänomenalen Live-Performances geschuldet ist.

Legendär ist etwa die Beat-Polonaise, bei der Band samt Publikum sich von hinten an die Schultern fasst und musizierend und feiernd um den Club herum zieht. Die FLESHTONES gründeten sich 1976, Gitarrist Streng und Lead-Shouter Zaremba, der wenige Wochen nach Gründung zur Band stieß, spielten den ersten Gig im CBGB’s, wo sie bald, wie auch im berüchtigten Max’s Kansas City, zu regelmäßigen Gästen wurden.

Mit den CRAMPS teilten sie sich 1977 den Proberaum. Zunächst nahm sie dann Red Star Records unter Vertrag, das eingespielte Album („Blast Off!“) blieb zunächst unveröffentlicht, erschien später als Kassette auf ROIR.

Mit den folgenden Alben „Roman Gods“, „Hexbreaker“ oder „Vs. Reality“ konnten die ‘Tones dann ihren Kurs konsolidieren, ihr unbeschwerter, partytauglicher Garagepunk mit Elementen von Frat-Rock, Soul, Rockabilly und Surf war und ist völlig enthemmt, frei von jeglichen Klischees und zeitlos, existiert außerhalb der Retro-Zeitkapsel.

Nach einer Reihe von vorzüglichen Alben auf Telstar haben die FLESHTONES seit zehn Jahren nun bei Yep Roc ihre Heimat gefunden. Mit den Labelmates LOS STRAIGHTJACKETS und SOUTHERN CULTURE ON THE SKIDS verbindet sie Freundschaft und diverse musikalischer Kooperationen.

So begeisterten sie zuletzt mit der Split-LP „Mondo Zombie Boogaloo“, auf der drei megasympathischen Combos mit irrsinnig viel Spaß alte und neue Monster-Songs zum Halloween-Fest aufnahmen.

Zudem touren die drei Combos häufig zusammen. „Wheel Of Talent“ ist nun gar nicht so herausragend, das ist auch schwer, denn der Output der FLESHTONES ist konsistent auf außergewöhnlich hohem Niveau.

Dennoch ist das Album aber, verglichen mit dem Vorgänger „Brooklyn Sound Solution“, der vom Gastgitarristen Lenny Kaye und seiner Schweinegitarre dominiert wurde, wieder auf die Kernkompetenz der Band ausgerichtet.

Und die heißt „Party, Party und nochmals Party“. Gastbeiträge gibt es auch diesmal, Zaremba singt gelegentlich mit S.C.O.T.S.-Bassistin Mary Huff zusammen, gelegentlich spielt sogar ein Streichquartett mit.

Das passt besonders bei den eher soullastigen Nummern. Ausnahmetrack ist „Remember the RAMONES“, bereits 2011 als B-Seite der „Bite Off My Soul“-Single erschienen. Der Song ist eine exakte Imitation der „Brudders“, ist zugleich Hommage an die frühen CBGB’s-Tage und Tribut an die viel zu früh gegangenen Johnny, Joey und Dee Dee.

Ebenfalls ein bemerkenswerter Song ist das spanisch gesungene „Veo la luz“, ein Überbleibsel der „Quatro x quatro“-Sessions. Tolles Album, tolle Band, davon brauchen wir mehr!