Sehr selten steht in PR-Begleitschreiben etwas Kluges oder Zutreffendes, pompöser Werbesprech ist die Regel. Doch die Musik auf der 5-Song-Debüt-EP der 2019 gegründeten französischen Band FINE LAME wird hier sehr passend beschrieben als „literay-orientated French rock with Anglo-Saxon-rooted performance poetry“. Wem da nicht die Stichworte schummrige Bar, Rotwein und schwarze Rollkragenpullis in den Sinn kommen, hat keine Fantasie. Raphaël Sarlin-Joly (voc), Mathias Bourre (key), Thomas Gendroneau (gt, bs) und Franck Quintard (dr) präsentieren sich auf den fünf 2020 aufgenommenen Songs als Grenzgänger zwischen entspanntem Bar-Jazz und düsterem Piano-Gothic, zwischen NOIR DÉSIR, Nick Cave und den famosen ENABLERS um Pete Simonelli. Gerade zu letzteren sind die Parallelen frappierend, ein gemeinsames Konzert wäre sicher ein Erlebnis. Quasi nur die Sprache unterscheidet die Bands – bei FINE LAME ist der Sprechgesang (meist) französisch, bei ENABLERS englisch. Düstere, bisweilen (danke für das Stichwort) schamanisch-beschwörend wirkende Songs mit viel Dramatik und Dynamik – von ganz leise bis aufbrausend und laut reicht das Spektrum. Wundervoll!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #165 Dezember 2022 /Januar 2023 2022 und Joachim Hiller