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KRITIK AM MITMENSCH

Ferdinand Führer, Roland von Oystern

Wisst ihr noch, wie sich Ferdinand Führer und Roland von Oystern damals in diesem rumänischen Haus verschanzt haben? Um das Buch „Ein Tag Hagel und immer was zu essen da“ zu schreiben und das Album „Low Fun“ einzuspielen. Ja und eben auch, um dem Mitmensch aus dem Weg zu gehen. Denn in der Einsamkeit da trifft man sie weniger, die lauten Telefonierer, die hippen Bands, die Musik für alle machen, und die noch hipperen Kiezbewohner. Die teuer ausgestatteten Jogger und die Tee trinkenden Yoga-Freaks. Ja, der Mitmensch, den gibt es fast überall. Sei es das eigene Kind, das dann gar noch zu taufen ist, oder das befreundete Paar, das in zwei Jahren heiraten will. Nicht zu vergessen natürlich der Kutten tragende Festivalbesucher, die Tätowiertwerdenden und Badehosentragenden, die Grillenden und Autofahrenden, die Schriftschaffenden und Schriftenkorrigierenden. Ja, der Mitmensch, Führer und Van Oystern, sie mögen ihn nicht. Sie mögen ihn so sehr nicht, dass sie dreißig kleine Texte über ihn verfasst und sie bereits im Titanic-Satire-Magazin veröffentlicht haben. Und nun gibt es sie also auch in Buchform. In diesem hübschen, kleinen, roteingebundenen Büchlein, großartigst illustriert von Liesbert. Jeder Text bekommt sein eigenes Bild, das die Bösartigkeit des Geschriebenen hervorzuheben weiß. Die beiden Autoren mögen, wie bereits erwähnt, den Mitmensch nicht, schon aber sein Geld und ermuntern ihn daher bereits im Einleitungstext zu Großbestellungen, gibt auch Mengenrabatt. Schönes Buch, kauft euch das. Und das schreibe ich jetzt nicht nur, um nicht auch noch mein Fett abzubekommen: Der Ox-Schreiber, auch so ein verachtenswerter Mitmensch.