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ENIGMA

Fegredo, Milligan, Van Valkenburgh

Ursprünglich Mitte der Neunziger erschienen, liegt „Enigma“ nun als Gesamtausgabe im edlen Hardcover bei Cross Cult vor. Damals kam die Serie auf Vertigo Comics raus, einem Imprint von DC Comics, wo erwachsenere Themen behandelt werden sollten. Autor Peter Milligan ist wohl am bekanntesten durch seine Mitarbeit an den „X-Men“, hat aber eben auch bei Vertigo einige Hefte veröffentlicht wie „The Minx“ oder „The Eaters“. „Enigma“ hat mittlerweile gute dreißig Jahre auf dem Buckel und man merkt dem Band durchaus an, dass er aus den Vertigo-Anfangstagen stammt. Der anfangs blasse Protagonist Michael Smith – der Name ist schon Ausdruck seiner Durchschnittlichkeit – wird in einen wilden Fiebertraum von plötzlich auftauchenden Superhelden und Schurken verwickelt, der ihn sein Leben und seine Sexualität infrage stellen lässt. Das wirkt zwischenzeitlich inhaltlich zerfahren, kann aber zu einem schlüssigen Ende gebracht werden. Die LGBTQ+-Themen werden hier natürlich mit der Perspektive der Neunziger Jahre angegangen, insgesamt ist die Reise Michaels vielleicht nicht ganz so „edgy“ und gut gealtert, wie man sich zum Zeitpunkt, als „Enigma“ ursprünglich erschien, erhofft hatte. Manche Charaktere wirken flach und ihre Motivation nicht immer nachvollziehbar, auch der Zeichenstil ein wenig gewöhnungsbedürftig. Wer mit den Vertigo-Comics der Neunziger vertraut ist, wird hier vielleicht nicht so viele Probleme haben. Vieles wirkt wie Erstentwürfe, was mit zunehmender Lesedauer zwar nicht mehr ganz so ins Gewicht fiel, war aber jetzt auch nichts, was einem als besonders künstlerisch ansprechend in Erinnerung bleiben würde. Damals bestimmt etwas Besonderes, heute aber nicht mehr ganz zeitgemäß, wenn auch nicht wirklich schlecht.