Die Entwürfe für „Fashion Beast” hatte Alan Moore („Watchmen“, „V wie Vendetta“, „From Hell“) schon seit 1985 in einer Schublade deponiert. Ursprünglich gemeinsam mit Malcom McLaren als Filmdrehbuch konzipiert, auf der Basis des dem zum Glück kaum wiederzuerkennenden Märchens „Die Schöne und das Biest“, sowie Elementen aus dem Leben Christian Diors, wurde der dazugehörige Film letztlich nie gedreht.
Der Überzeugungsarbeit von Avatar Press ist es zu verdanken, dass Moore das Drehbuch nochmals entstaubte und mit Unterstützung von Facundo Percio und Antony Johnston in Comicform übersetze.
Das Ergebnis weist mit kleinschrittigen Sequenzen, Widescreenpanels u.ä. aber noch immer deutliche Elemente des Drehbuchs auf. In den USA erschien es 2012 zuerst in zehn Einzelheften, später dann auch in zwei Sammelbänden, die nun auch in der deutschen Übersetzung vorliegen.
Die Geschichte der schönen, bis ins Mark arroganten Doll, des rebellischen Designers Jonnis und der psychisch gestörten Modeschöpferin Celestine spielt in einer unterkühlten, kommerzialisierten, autoritär regierten und auf Äußerlichkeiten beschränkten Modewelt, die als überspitzte Spiegelung der Gegenwart (wie auch der 1980er) und Gesellschaftskritik gelesen werden kann.
Darüber, inwiefern der bekennende Anarchist Moore (ja, die Guy Fawkes-Maske aus „V wie Vendetta“ hat später noch mehrmals Verwendung gefunden ...) tatsächlich an der Ausführung dieser Comicadaption beteiligt war oder ob er die Umsetzung Percio und Johnston überließ, kann nur spekuliert werden.
Man sagt, er sei fest in die Entstehung eingebunden gewesen. Fest steht: Der Name Alan Moore zieht immer auch ein kaufkräftiges Publikum an. Zu Recht.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #116 Oktober/November 2014 und Anke Kalau