Nach einem kurzen Gastspiel bei Sony mit dem Album „Illirion“ (auf LP hierzulande erschienen bei Sounds of Subterrania) ist der aus der Ukraine stammende, siebzigjährige Pianist Lubomyr Melnyk wieder beim auf Neo-Klassik spezialisierten britischen Label Erased Tapes gelandet, dem er auch in gewisser Weise seine Wiederentdeckung zu verdanken hatte.
Klaviermusik klassischer Prägung ist sicherlich nicht jedermanns Sache, vor allem wenn sie wie im Fall von Melnyk eine avantgardistische Note besitzt und eher im Umfeld von Experimentalmusik zu verorten ist.
Aber auch bei seinem neuen Album „Fallen Trees“ ist es wieder überraschend, wie leicht es einem fällt, Zugang zu diesen repetitiven, minimalistischen, aber dennoch hochemotionalen und melodischen Kompositionen zu finden.
„Fallen Trees“ beginnt allerdings eher ungewohnt, denn Melnyk Klavierspiel wird unterstützt von der japanischen Sängerin Hatis Noit, die ebenfalls schon ein Album bei Erased Tapes veröffentlich hatte, und deren ungewöhnliche Stimme sehr gut zu dieser Form von Neo-Klassik passt.
Daneben zu hören ist die ebenfalls zum Kreis von Erased Tapes-Künstlern gehörende Berliner Cellistin Anne Müller. Ansonsten dominiert auf „Fallen Trees“ Melnyks gewohnt meisterhafter Umgang mit dem Piano, der virtuos die Waage hält zwischen fordernd avantgardistischen Kompositionen und gefühlvoller, getragener und wunderschöner Melodik.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #107 April/Mai 2013 und Thomas Kerpen
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