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FAHRENHEIT 451

Ray Bradbury, Victor Santos

„Gibt man dir liniertes Papier, dann schreib quer darüber.“ Mit diesem Juan Ramón Jiménez-Zitat leitet auch Ray Bradbury seinen 1953 erschienenen dystopischen Roman ein. Victor Santos („Polar“) übernimmt es eins zu eins und hält sich im Gegensatz zur François Truffaut-Verfilmung von 1966 auch sonst recht dicht an die Vorlage. Lediglich die Erzählerrolle ersetzt er durch Bilder – die Dialoge bleiben. 451 Grad Fahrenheit (232,8 Grad Celsius) ist eine angenommene Selbstentzündungstemperatur von Papier. Und um das Verbrennen von Büchern geht es in dieser düsteren Zukunftsvision, in der der Besitz jeglicher Bücher unter Strafe steht. Deren bei Entdeckung unweigerlich folgende Vernichtung wird von einer eigens dafür vorgesehenen Feuerwehr umgesetzt. Einer dieser Feuerwehrmänner ist Guy Montag, der Hauptprotagonist dieses Bandes. Nach einer Verkettung mehrerer einschneidender Ereignisse beschleichen ihn allmählich Zweifel, ob sein Handeln tatsächlich die Erfüllung seiner bürgerlichen Pflicht ist. Sehr erschreckend ist dabei, wie sich Teilbereiche der Gegenwart mit Bradburys Befürchtungen decken. Die Überpräsenz von sozialen Medien und die damit einhergehende Reduktion zwischenmenschlicher Kommunikation auf Oberflächlichkeiten und die Erfüllung von Erwartungshaltungen beispielsweise. Diese emotionale Verrohung und Abstumpfung übersetzt Santos in einer stilistischen Hommage an die 1950er in Bilder, die ein wenig wie eine visuell (noch) finsterere Version der „Fallout“-Spielereihe wirken. Ein beängstigendes Szenario, das Assoziationen zu populistischen Strömungen weckt. Führt der Weg (wieder) in eine auf demokratischem Weg gewählte Zensur? Hoffentlich nicht.