14 Jahre nach „Head Off“, einem Coveralbum, und 17 Jahre nach dem letzten Release mit eigenen Songs („Rock And Roll Is Dead“) und sogar zwischenzeitlicher Auflösung ist er nun endlich da, der achte Longplayer der einst gemeinsam mit GLUECIFER und TURBONEGRO an der Speerspitze des skandinavischen Rotzrock stehenden Stockholmer Band. Gründungsmitglied Dregen, der die HELLACOPTERS nach dem zweiten Album verließ, ist wieder dabei, dafür fehlt Bassist Kenny Håkansson, der nach den ersten Reunion-Konzerten 2016 gehen musste und inzwischen durch Dolf de Borst (THE DATSUNS, IMPERIAL STATE ELECTRIC) ersetzt wurde, welcher auf dem neuen Album aber noch nicht zu hören ist, denn alle Bassspuren wurden eingespielt von Sänger/Gitarrist Nicke Andersson Platow, wie er seit seiner Hochzeit mit LUCIFER-Sängerin Johanna Platow Andersson heißt. Die Hoffnung, dass sich die Band mehr an ihren Anfangstagen orientiert, also eher krachig-punkig zu Werke geht, erfüllt sich nicht. Stattdessen legen THE HELLACOPTERS zehn abwechslungsreiche Songs vor, die irgendwo in der Schnittmenge liegen von „By The Grace Of God“ und IMPERIAL STATE ELECTRIC, Nickes Band nach der Auflösung der HELLACOPTERS. Mit dem brachialen „Reap a hurricane“ geht es gut los. „Can it wait“ geht etwas gebremster zur Sache. Zu „So sorry I could die“, einem bluesig-souligen Song, der fast schon Ballade ist und von einem schönen Honky-Tonk-Piano getragen wird, gibt es ein sehr bewegendes Video, das dem 2017 verstorbenen Gitarristen Robert „Strings“ Dahlqvist gewidmet ist. Mit dem Intro-Riff zum Titeltrack verneigt man sich kurz vor dem eigenen Überhit „(Gonna get some action) Now!“, um dann in eine Mitsinghymne überzugehen, die eine angenehme Leichtigkeit ausstrahlt. „Positively not knowing“ mit seiner schönen Orgel ist ein flotter Gute-Laune-Rocker, „Beguiled“ hätte auch auf einem der letzten IMPERIAL STATE ELECTRIC-Alben sein können. „Try me tonight“, der letzte Song des Albums, bringt dann alles zusammen, was die HELLACOPTERS ausmacht: Schöne Gitarrenriffs, ein cooles Piano, treibende Drums, Soli und allem voran einen wirklich leidenschaftlich singenden Nicke Platow Andersson. Unter dem Strich ist „Eyes Of Oblivion“ ein Album, das vielleicht nicht direkt beim ersten oder zweiten Durchlauf zündet. Gibt man ihm jedoch etwas Zeit und lässt eventuelle Erwartungen außen vor, dann wird schnell klar, dass es THE HELLACOPTERS geschafft haben, alle ihre Trademarks in einen Topf zu werfen und ein schönes und vielschichtiges Album aufzunehmen, das nicht nach Schnellschluss klingt, sondern eher zu den stärkeren der Band zählt. Bleibt zu hoffen, dass die Stockholmer wieder Blut geleckt haben und uns noch mindestens ein weiteres Album spendieren werden.
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